Wallensteins Vertrauter, Feldmarschall Illo, stammte aus dem Sternberger Land
Erster Aufzug
Ein alter gotischer Saal auf dem Rathause zu Pilsen, mit Fahnen und anderm Kriegsgeräte dekoriert
Erster Auftritt
Illo mit Buttler, und Isolani.
Illo. Spät kommt Ihr – Doch Ihr kommt! Der weite Weg, Graf Isolan, entschuldigt Euer Säumen.
Isolani. Wir kommen auch mit leeren Händen nicht! Es ward uns angesagt bei Donauwerth, Ein schwedischer Transport sei unterwegs Mit Proviant, an die sechshundert Wagen. – Den griffen die Kroaten mir noch auf, Wir bringen ihn.
Illo. Er kommt uns grad zupaß, Die stattliche Versammlung hier zu speisen.
(Friedrich Schiller, Wallenstein, Die Piccolomini)
In Schmagorei geboren? – Besitz in Radach – Familie 250 Jahre im Sternberger Land ansässig
Frau Rosemarie Pankow. geb. Borchardt, aus Wallwitz bei Sternberg, jetzt Nicolai-Hartmann-Str. 130 in 51377 Leverkusen. studierte mit viel Zeitaufwand die greifbare Literatur über das Geschlecht der von Ilow. Dadurch entstand die folgende konzentrierte Familiengeschichte. Sie macht den Lesern deutlich, dass zu den „berühmten“ Ostbrandenburgern, genauer: Weststernbergern, ein Feldmarschall des 30-jährigen Krieges gehört, dem Schiller durch seinen „Wallenstein“ literarische Unsterblichkeit verlieh.
Der erloschenen Linie der Ilows auf Schmagorei, dem in den 30er-Jahren in Treuhofen umbenannten Braunkohlenbergbau-Dorf zwischen Drossen und Zielenzig, entstammt Freiherr Christian von Ilow, ein kaiserlich Österreichischer Feldmarschall im 30-jährigen Krieg. In Schillers Wallenstein-Trilogie trägt er den Namen „Illo“. Christian wurde 1585 als Sohn des Martin von Ilow und seiner Frau Margareta, geb. von Mörner, geboren. Die Verfasser des Bandes „Kreis Weststernberg“ der „Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg“ ordnen das Elternpaar der Geschichte von Schmagorei zu, sodass der spätere Feldherr möglicherweise in dieser Ortschaft das Licht der Welt erblickte. Er nannte sich Herr auf Radach (4 km nördlich Drossen) sowie in Böhmen auf Mieß, Drakkem, Butlechaw und Latonowitz.
Seine Biographen schildern den Soldaten nicht nur als tüchtigen Feldherrn von außerordentlicher Tapferkeit, sondern auch als ränkesüchtigen Egoisten, der für rücksichtslose Erpressungen bekannt war, durch die er sich ein riesiges Vermögen erwarb. Er führte zwar schon 1625 ein Regiment Wallensteins, stand aber zunächst gar nicht hoch im Ansehen bei seinem Generalissimus. Der wollte ihn schließlich sogar nicht mehr bei sich haben, wie aus einem Brief Wallensteins an den kaiserlichen Rat Karl von Harrach hervorgeht. Dort heißt es wörtlich:
„Der Ilow hat viel Wascherei unter den Befehlshabern angerichtet… Er ist ein stolzer aufgeblasener Kerl; das andere, daß er viel Verhetzungen unter den Befehlshabern gern macht… Darum mag ich seiner ganz und gar nicht.“
Dennoch ist es Christian von Ilow später gelungen, die Gunst und das Vertrauen Wallensteins zu gewinnen. Er wurde 1633 zum Feldmarschall ernannt. Aus purem Eigennutz trieb er Wallenstein zum Bruch mit dem Kaiser. Dieses Vorhaben, das am 25. Februar 1634 im Schloss von Eger zur Ermordung Wallensteins durch kaisertreue Offiziere führte, kostete am gleichen Tag und am gleichen Ort auch Ilow das Leben.
Obwohl der „Gotha“ von einem Stammhaus Ilow im Sternberger Land spricht, sucht man es dort vergebens. Der gemeinte Ort Ilow, heute Ihlow (es gibt drei davon in der Bundesrepublik, davon zwei in Brandenburg), liegt im Oberbarnim in der Nähe von Strausberg. Erst im 16. Jahrhundert finden sich die Ilow auch im Sternberger Land. Die Schreibweise des Namens wechselt in alten Urkunden zwischen Ylow, Illow und Ilow.
In Urkunden von 1321 tauchen die Namen Wedego und Arnoldus de Ylow auf. Das waren vermutlich die Vorfahren oder Brüder einer Linie der Ylows auf Schloss Straupitz im Spreewald. Mitte des 14. Jahrhunderts wurden die Brüder Conrad und Theodor von Ylow auf Straupitz wegen ihrer Parteinahme für den Markgrafen Ludwig von Papst Clemens VI. mit dem Bann belegt. 1447 verkaufte Dietrich von Ylow Schloss Straupitz mit allem Zubehör. 1444 gestattete Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg einem Hartmann von Ylow die Verpfändung seines Besitzes zu Ylow. Dieser Hartmann könnte zeitlich der Ahnherr der beiden Stammreihen der Ilows im Sternberger Land gewesen sein, der auf Schmagorei und der auf Kirschbaum 6 km nordostwärts von Drossen, später Klein-Kirschbaum genannt.
Hans von Ilow der Ältere (nach anderer Quelle die Brüder Matthias und Hartwig v. I.) erhielt 1507 Klauswalde (8 km nordostwärts Reppen) als Lehen, zu dem auch die Beelitzsche Wassermühle an der Eilang gehörte. Hartwig, der Sohn von Hans, wurde 1536 mit Schmagorei belehnt. Seine Nachkommen saßen dort auf zwei Rittersitzen bis 1785. Das Herrenhaus auf der Nordseite der Dorfstraße soll noch gewölbte Keller aus dem 17. Jahrhundert besitzen. Auf der Südseite der Straße waren bis 1945 Reste der Kellergewölbe des zweiten Gutes deutlich zu sehen.
Der zugänglichen Literatur konnte leider nicht entnommen werden, welcher der verschiedenen Stammreihen Friedrich von Ilow zuzuordnen ist, der 1693 den barocken Taufengel für die Kirche von Schmagorei stiftete. Auch die Namen in der Glockeninschrift zu Schmagorei sind familiengeschichtlich nicht zu bestimmen.
Neben dem Feldmarschall des 30-jährigen Krieges war der letzte Erbherr eines der beiden Güter in Schmargorei, Otto Friedrich von Ilow, ein bedeutender Soldat. Er nahm an allen Feldzügen Friedrichs des Großen teil, stieg bis zum Generalmajor auf und starb 1792.
Der letzte Ilow auf dem anderen Gut in Schmagorei war Kaspar Friedrich. Nach seinem Tod erbten die Witwe Beate Luise und die fünf Töchter den Besitz. Beide Güter wurden 1782 bzw. 1795 an Friedrich von der Osten verkauft. Beate Luise von Ilow, geb. von Loeben, schloss eine zweite Ehe mit Karl Friedrich von Waldow. Nach ihr soll Beatenwalde im Warthebruch benannt worden sein.
Die Stammreihe der Ilows auf Kirschbaum begann mit Veit von Ilow und spaltete sich 1660 in die zwei Linien Bottschow und Kirschbaum/Liebenfelde. Die verschiedenen Linien der Ilow-Stammreihen Schmagorei und Kirschbaum waren auch in Lebus, Klein-Gandern, Bottschow, Tornow, Wildenhagen und Ziebingen ansässig und mit zahlreichen anderen Adelsfamilien verschwägert, so mit den von Winterfeld in Sandow, den von Winning in Sternberg und Wallwitz sowie den von Loeben in Reichenwalde und Radach.
In Radach gab es von 1598 bis ins 18. Jahrhundert fünf Rittersitze. Einer davon gehörte Kaspar Hartwig von Ilow auf Schmagorei. Dessen Sohn Friedrich Christian bewirtschaftete den Radacher Besitz und starb dort 1731. Ein anderes Radacher Gut besaß in dieser Zeit die Witwe des Hauptmanns Heinrich (Friedrich?) Wilhelm von Ilow, Maria Elisabeth, geb. Kettwig. Sie wohnte in Ihlow und hatte drei Söhne.
Der häufige Besitzwechsel, den die familiengeschichtlichen Unterlagen erkennen lassen, kündet von instabilen wirtschaftlichen Verhältnissen im Sternberger Land. Kriege, Feuersbrünste, aber auch Heuschreckenplagen und die Pest brachten nicht nur das einfache Volk, sondern auch den Adel in Not.
Im 18. Jahrhundert veräußerten die von Ilow nach und nach alle ihre Güter im Sternberger Land. Ernst Dietrich Christian von Ilow verkaufte Kirschbaum 1767, sein Vetter Johann Ernst Christian Pinnow um 1790. Letzterer wurde damals Besitzer von Liebenfelde und Kuhdamm bei Soldin. Mit seinem Sohn, dem preußischen Major a. D. Ernst Gottfried Carl Christian erlosch 1866 die letzte Linie der Ilows im Mannesstamm. Er hatte mit seiner Frau Elise Friederike Wilhelmine, geb. von Bülow, drei Töchter. Die älteste 1856 geborene Tochter Klara Wilhelmine Adelheid Ernestine heiratete den 1840 in Berlin geborenen preußischen Oberstleutnant a. D. Hermann Malte Karl von Engelbrechten. 1882 kam es zur Namen- und Wappen-Vereinigung „von Engelbrechten-Ilow“. Der Sohn dieses Paares, der Landrat und Rechtsritter des Johanniterordens, auch ein Hermann Malte Karl Ernst von Engelbrechten-Ilow, heiratete 1909 Albertine von und zu Lüderitz. Beide müssten nach dem „Gotha“ noch 1965 gelebt haben. Lüderitz bei Stendal in der Altmark scheint zumindest bis 1935 neuer Sitz der Familie von Engelbrechten-Ilow gewesen zu sein.
Die Stammreihe der Engelbrechten begann im 15. Jahrhundert mit dem Ratsherren von Greifswald Wilken Engelbrecht. Von ihm stammt ein angesehenes Bürgergeschlecht in den vorpommerschen Städten Greifswald und Stralsund ab. 1684 wurde Georg Engelbrecht als „von Engelbrechten“ in den schwedischen Adelsstand erhoben. Nach dem „Gotha“ gab es von den ersten Engelbrechten-Ilow 1965 Enkel und Urenkel.