Europa erleben trotz Brexit im Sommer 2016
Wie nun seit einigen Jahren ist der „Sommerurlaub“ im Warthebruch ein gelebtes Europa. Nur halt 2016 ist irgendwie anders, aber auch schön. Am Anfang steht wie immer das Moritzfest in Słonsk, das diesmal durch das Thema Brasilien geprägt wird. Hintergrund ist, dass Johann Moritz, Fürst von Nassau, vor 1652 u.a. auch ein erfolgreicher Feldherr und Generalgouverneur in Brasilien war. Ein Höhepunkt des Festes war der Kostümumzug durch Slonsk, bei dem diesmal die Bateria de Samba Bloco Pomerania aus Stettin mit Sambamusik für Stimmung sorgte. Nahe dem Schloss sang Valdir Jovenal eine Serenade und eine polnische Sängerin verzauberte die Zuhörer mit einem Bossanovalied. Der Auftritt der Sambagruppe gegen Ende des Festes war ein Erlebnis, das wohl niemanden kalt ließ. Sambamusik in Polen erwartet man nicht! Brasilien war auch Schwerpunkt weiterer Programmpunkte, wie einer Ausstellung zur Seefahrt im 17. Jahrhundert bzw. einem Quiz dazu. Andere Programmpunkte waren u.a. Auftritte des Männergesangsvereins aus Dolgelin/Brandenburg, Clown Tomi oder der Kampfkunstakademie Capoeira aus Poznan. Und wie immer das gemeinsame Feiern von Deutschen und Polen, zumeist Einwohnern aus Slonsk.
Einige Zeit im „Urlaub“ nimmt auch wieder das Thema Albrechtsbruch-Studzionka ein. Die kleine Chronik des Dorfes (insgesamt 6 Exexmplare) liegt nun in der Gemeindebibliothek von Kriescht (Krzeszyce) bzw. der Bibliothek in Gorzów (Landsberg) und bei der Stiftung Brandenburg in Fürstenwalde für weitere Forschungen vor. Aber auch ein Berliner Filmregisseur hat Interesse daran und Ideen wegen einer Übersetzung und eines Drucks. Na razie!!
Tenor von allen Seiten ist Lob für die Chronik. Der Satz in der Bibliothek in Gorzów: „It’s a great gift for us“, sagt da viel aus. Ab und an sollte man seine Träume leben und nicht das Leben träumen. Das geht natürlich nur im Miteinander der Menschen, egal welcher Nationalität. Ein Beispiel ist im Sommer 2016 der „zufällige“ Fund eines Blockhauses (Zeit wohl 1778 +/-) in Rudnica (Hammer).
In Albrechtsbruch baute man 1722 erst Blockhäuser, die archivalisch noch 1770 nachweisbar sind. Aber die vielen Hochwasser dürften wohl 1779/80 mit dem Hochwasser und der anschließenden Neuvermessung des Dorfes für das Ende dieser Hausart gesorgt haben. Insofern ist das Blockhaus in Rudnica ein letztes Beispiel für die alte Bauweise in Albrechtsbruch. Nach einem Gespräch mit dem Nachbarn (er spricht gut deutsch) war es ohne Probleme möglich, das leerstehende Blockhaus zu betreten und zu dokumentieren.
Zum Urlaub gehört auch ein Treffen mit Zbigniew Czarnuch in Witnica (Vietz), das Interesse einiger jungen polnischer Zimmerleute an der Historie von Chartów (Gartow), wo ich etwas helfen konnte oder in Dąbroszyn (Tamsel) das zufällige Treffen mit einem Mann, der lange Jahre in Deutschland beim Restaurieren von Stuckfassaden geholfen hat und mir seine Werkstatt zeigte.
Der größte Teil des Urlaubs ist jedoch angesichts des bevorstehenden Umzugs der Versuch, einfach etwas Ruhe bei allem Stress zu finden und zu entspannen. Neben der herrlichen Umgebung rund um Słonsk trägt dazu auch die Einladung der Gastgeber in Przyborów (Priebrow) zum gemeinsamen Grillen dazu bei.
Josef-Georg Pollmann
Schüngelstr. 43
59755 Arnsberg
ab 1.10.2016 eine neue Adresse:
Alter Holzweg 31
59755 Arnsberg