Das Wehr ist noch vorhanden
Bearb: H. Habermann
Unsere jeweiligen Titelbilder sollen uns an Gegenstände und Ereignisse in unserer Heimat erinnern.
Diesmal zeigt uns das Titelbild den Weg zwischen Schönow und Burschen, auf dem man besser zu Fuß als mit dem Fahrrad unterwegs ist, um die unvergleichliche Landschaft in sich aufzunehmen. Mit unserer Geschichte aber erinnern wir an einen anderen Ort, der trotz seiner geringen Größe noch vielen Heimatfreunden einen vertrauten Namen hat. Wer „damals“ an der Reichsstraße 114, oder in deren Nähe wohnte, musste auf einer Bahnreise nach Landsberg unausweichlich irgendwann auch in Waldowstrenk umsteigen. Jetzt befindet sich dort ein großer Parkplatz mit einem größeren Imbissstand. In der Umgebung fühlt sich der Biber zu Hause und hat auch vor dicken Bäumen keinen Respekt. Am Hammerfließ ist er ja fast ungestört. Aber auch nach 71 Jahren sind die Zeichen menschlicher Besiedlung und menschlichen Wirkens unübersehbar.
In den letzten beiden Jahren hatten wir mehrmals Gelegenheit während einer Pause am Imbissstand die Barsch’schen Mühlengrundstücke zu erkunden. Besonders gefreut haben wir uns über die Schülerzeichnungen, die uns dazu Marianne Wenger geb. Barsch zur Verfügung gestellt hat. Lassen wir uns mit einem Ausschnitt aus der „Reisebeschreibung“ „Heimatglocken leise klingen“ in die längst vergangene Zeit zurückversetzen.
„…Am nächsten Morgen wandern wir hinaus zum stillen Jahnsee, wo wir eingehend Gelegenheit nehmen, die Schönheiten der Landschaft und das Leben der Tierwelt unter sachkundiger Führung zu bewundern. Von dort aus streben wir der Landstraße nach Waldowstrenk zu, wo uns unser Bus erwartet und nach vorheriger Verabredung Herr Dr. Telle mit seinem Wagen abholt, um uns schneller, als auf Schusters Rappen, nach Waldowstrenk zu führen. Dort werden wir von Herrn Barsch und Frau liebevoll aufgenommen.
Nach herzlicher Begrüßung besichtigen wir das Sägewerk und bestaunen die aufgestapelten Hölzer. Der Holzanfall ist hier ganz besonders stark, weil im kilometerweiten Umkreis von Waldowstrenk nur Himmel und Wald zu sehen sind, stoßen doch in unmittelbarer Nähe die Königswalder-, Landsberger- und Schwerinerforst zusammen. In der Nähe des Barsch‘schen Sägewerks befindet sich die Waldschule Waldowstrenk. Hier war ein Vorfahre des großen, jetzt im Ausland tätigen Flugzeugkonstrukteurs Lippisch als Lehrer tätig. Auch Forstmeister Lehmann und Forstsekretär Scherbart begrüßen wir kurz auf dem Forstamt Waldowstrenk. Dieses Forstamt verwaltet den 10 000 Hektar großen Waldbesitz des Kammerherrn von Waldow und Reitzenstein-Königswalde.
Auf der großen Verkehrsstraße Posen – Berlin wandern mir nun in Richtung Kriescht zum Warthebruch weiter. Links der Straße liegen die Orte Neudorf und Sophienwalde. Ersterer ist der große Stiftsforst Neudorf-Rauden, den Forstmann Stelke verwaltet, und der dem Pädagogium in Züllichau von einem der von Waldow‘schen Vorfahren gestiftet worden ist, allseits bekannt.
(Aus: „Heimatglocken leise klingen V“ (HB 2/2013 S. 16))