Vor 70 Jahren:
Ende des Zweiten Weltkrieges – Beginn der Massenvertreibungen
Mit der bedingungslosen Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands, die der amerikanische Präsident Roosevelt schon im Januar 1943 gefordert hatte, ging am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende. Das Bomben, Schießen und Töten war vorbei, die Menschen atmeten auf und waren trotz des allgemeinen Elends bereit, einen Neuanfang zu wagen.
Doch für Millionen Menschen drohte, ohne dass sie es ahnten, ein neues Unglück: der Verlust ihrer angestammten Heimat. Davon waren besonders die Bewohner der östlichen Provinzen des ehemaligen Deutschen Reiches betroffen.
Auf der Konferenz in Teheran ( 28. November bis 1. Dezember 1943) hatten die „Großen Drei“, Churchill, Roosevelt und Stalin, unter anderem beschlossen, die Sowjetunion nach Westen bis zur sogenannten Curzon-Linie, auszudehnen. Polen sollte für seine hierdurch bedingten Gebietsverluste auf Kosten des besiegten Deutschlands entschädigt werden. Oder und Lausitzer Neiße waren als künftige polnische Westgrenze vorgesehen. Deren endgültige Festlegung sollte in einem Friedensvertrag erfolgen. – So nahm im Juni 1945 ein weiteres furchtbares Geschehen seinen Anfang: die Vertreibung der deutschen Bevölkerung.
Am 26. Mai 1945, also bereits zwei Monate vor dem Potsdamer Abkommen, beschloss das ZK der kommunistischen polnischen Arbeiterpartei, alle Deutschen aus den Ostgebieten des deutschen Reiches zu vertreiben. Im Befehl an das polnische Militär heißt es: „Es ist ein historischer Tag in der Geschichte Polens gekommen: der Rauswurf des germanischen Ungeziefers aus den seit Jahrtausenden polnischen Gebieten.“ – Wie dieser Befehl ausgeführt wurde, muss hier nicht erläutert werden. Das wissen die davon Betroffenen noch sehr genau.
Offenbar ist es eine nationale Besonderheit, dass im Bewusstsein unseres Volkes von der Vertreibungstragödie kaum noch etwas bekannt ist. Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als hätte es eine Vertreibung nie gegeben. Bis zum heutigen Tag wird der Begriff beschönigend wie folgt umschrieben: U