Anna Pappritz – Frauenrechtlerin aus Radach
Kurzbiographie zu Anna Pappritz (1861–1939)
Anna Pappritz wurde am 9. Mai 1861 auf dem Rittergut in Radach (Provinz Brandenburg) als Tochter des Rittergutsbesitzers Richard Pappritz und seiner Ehefrau Pauline geboren. Da zwei Mädchen vor der Geburt von Anna bereits gestorben waren, wuchs sie als einzige Tochter unter drei Brüdern auf. Ihre Kindheit schilderte sie immer in den dunkelsten Farben, da ihr ein Schulbesuch und eine Ausbildung verwehrt wurden.
1884 zog sie nach dem Tod des Vaters mit ihrer Mutter und dem jüngsten Bruder Richard nach Berlin. Hier veröffentlichte sie zuerst einige literarische Werke, bevor sie sich der Frauenbewegung anschloss. Auf einer Englandreise hatte sie den Abolitionismus kennengelernt. Diese Bewegung setzte sich dafür ein, die Reglementierung der Prostitution aufzuheben. Unter Reglementierung der Prostitution verstand man ein polizeiliches System, welches Frauen, die als Prostituierte arbeiteten, überwachte und medizinisch kontrollierte. Anna Pappritz gründete daraufhin 1899 den ersten abolitionistischen Verein in Berlin und setzte sich von da ab für die Abschaffung dieser frauenverachtenden Regelung ein. Sie war Mitbegründerin der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (DGBG) und arbeitete im Bund deutscher Frauenvereine, dem Dachverband der deutschen Frauenvereine im Vorstand mit. Der Kampf gegen doppelte Moral und die Aufklärung über die gesundheitlichen Gefahren der Prostitution aufgrund von Geschlechtskrankheiten sowie die Forderung nach der kompletten Gleichstellung der Geschlechter wurde ab 1900 zu ihrem Lebensinhalt.
Immer wieder gesundheitlich eingeschränkt und nach dem Ersten Weltkrieg finanziell stark eingeschränkt, setzte sie sich auch in der Weimarer Republik für dieses Ziel ein und arbeite am Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten mit. Dieses 1927 in Kraft getretene Gesetz beendete die Reglementierung der Prostitution – Anna Pappritz galt in ihrer Zeit als „Mutter des Gesetzes“.
Seit 1900 teilte sie ihr Leben mit Margarethe Friedenthal, die ebenso wie sie in der Frauenbewegung tätig war. Als die Nationalsozialisten mit einem Federstreich die Lebensarbeit von Pappritz zunichtemachten, zog die inzwischen fast verarmte Anna Pappritz zu Margarethe Friedenthal in die Derfflingerstraße in Berlin. Pappritz starb auf dem Rittergut ihrer Familie im Sommer 1939 und wurde dort auf dem kleinen Friedhof beigesetzt; die Rede am Grab hielt ihre langjährige Freundin Gertrud Bäumer.