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Eine Wetterfahne überdauert die Zeit und Generationen
Jenny Terkowsky
Auf einem Stallgebäude des ehemaligen Topperschen Gutshof hatten, bei einer Radtour mit Endstation Topperscher Bahnhof zwecks Rückfahrt nach Berlin, Oststernberger Heimatfreunde während der Besichtigung des Erbbegräbnisses hinter der Topperschen Kirche, dem Topperschen Schloss, jetzt Behindertenheim, und den Topperschen Gutshof, die Jahreszahl auf der Wetterfahne von 1874 entdeckt.
Sie ist trotz der Einschüsse von 1945 noch gut erhalten, wie die Aufnahme von 2014 beweist.
In Erinnerung blieb, dass Generalfeldmarschall Rochus Edwin von Manteuffel 1874 das Toppersche Gut mit den vielen Wirtschaftsgebäuden, Gutshäusern und dem „herrschaftlichen Wohnhaus“ kaufte, das er zum Schloss mit einem 28,50 Meter hohen Turm umbauen ließ.
Freunden schreibt er von seinem „geliebten Topper“, erwähnt auch die schlechten Ernten und das nicht vorhersehbare Wetter. Noch war er Statthalter in Elsass-Lothringen mit Sitz in Straßburg und beigesetzt in der errichteten Manteuffel-Begräbnisstätte hinter der Topperschen Kirche.
In einem Brief vom 18. Mai 1877 datiert in Topper erinnert Manteuffel, dass seine Zeit als „Soldat“ am 1. Mai beim Regiment begonnen habe.
Dazu liest er in den Schleswiger Nachrichten, dass Manteuffel am 1. Mai 1877 sein 50. Dienstjubiläum begangen hätte und einen telegrafischen Glückwunsch erhalten hätte.
Hierzu lässt Manteuffel verlauten:
Sie sind im Irrtum! Obgleich ich in der Kavallerie groß geworden bin, wurde ich seit 10 Jahren nicht einmal in Kavallerie-Angelegenheiten um Rat gefragt, ebenso wenig in Armee-Organisationsangelegenheiten.
Sein Dienstjubiläum wurde übersehen, obwohl die Zeit bei den Dragonern sein Leben prägte.
Zur Kur und Erholung fährt Manteuffel nach Karlsbad. Und hier stirbt er am 18. Juni 1885.
Nach einer Trauerfeier in der Gedächtniskirche in Berlin wird Manteuffel im neuerbauten Saal des Topperschen Schlosses aufgebahrt.
Die beiden Adjutanten des Feldmarschalls halten Totenwache. Das russische Garde-Dragoner-Regiment Nr. 10, dessen letzter Chef er war, ließ einen silbernen Lorbeerkranz mit Bändern des Georgs-Ordens durch seinen Kommandanten niederlegen. Manteuffel hatte bestimmt, dass nur eine Deputation des Armeekorps, des 1. Garde-Dragoner-Regiments und des Rheinischen Dragoner-Regiments Nr. 5 der Beisetzung beiwohnen sollten. Auch Husaren und Ulanen „hoch zu Ross“ formierten sich im Leichenzug zur Kirche. Später übergab man, dicht neben seiner Hertha, Manteuffels Sarg dem märkischen Sand.
Wie aus der „soldatischen Zeit“ richtig erkannt, war der Kauf des Topperschen Gutshofes und des herrschaftlichen Wohnhauses von ganz besonderer Bedeutung, die man, wer auch immer, mit der Wetterfahne und der Jahreszahl hervorheben und anerkennen wollte.
Es wurde ein hervorragender Platz für die Wetterfahne mit 1874 und dem reitenden Dragoner ausgesucht, das Dach des Pferdestalls.
Wo hätte sie auch sonst „hingepasst“ als auf einen Pferdestall. Maurermeister Dreßler hat 1860 einen Situationsplan vom Topperschen Gutshof und herrschaftlichem Haus erstellt, weil er im Auftrag von Karl Rißmann, dem damaligen Besitzer, dessen Besitz schätzen sollte.
In seinem Situationsplan wird unter Nr. 4 ein Pferdestall mit Schafstall beschrieben: 79 Meter lang, 30 Meter tief, zwei Etagen, 10 Meter und 8 Meter hoch, massiv mit Ziegeldach.
1. Etage Pferdestall, gewölbt mit gepflastertem Fußboden und steinernen Krippen.
2. Etage Schafstall, eine zwischen den Balken gewölbte Decke, gepflasterter Fußboden.
Der Dachboden ist Heuboden. Das Gebäude steht 10 Jahre, baulich guter Zustand.
Zu den steinernen Krippen im Pferdestall sind die Raufen zu erwähnen, die mit „arfelweise“ Heu gefüllt wurden.
In Maurermeister Dreßlers Situationsplan gibt es nur diesen einen Pferdestall.
Wahrscheinlich wurden im Laufe der Jahre und Besitzer des Gutes bauliche Veränderungen und Ergänzungen vorgenommen. Der Pferdestall mit der Wetterfahne und der Jahreszahl 1874 blieb unverändert. Nur die Pferde mussten zu Kriegsbeginn 1939 ihren heimatlichen Stall verlassen. Statt Egge und Pflug zogen sie nun Kanonen und Geschütze usw.
Im Krieg gibt es Gefangene, die als Arbeitskräfte auch auf Gutshöfen eingesetzt wurden und für die brauchte man Unterkünfte. So bot sich der leerstehende Pferdestall, so neben der „wärmenden“ Brennerei, als Gefangenenlager an.
Bis Kriegsende 1945 war es mit 42 Russischen Gefangenen belegt. In Erinnerung blieben Knieende, die Kartoffeln auflasen.
Unvergessen sind ihre sonntäglichen Gesänge, wenn sie über den kopfsteingepflasterten Gutsweg von einem Tor zum anderen marschierten. Iwan Rebroff konnte es Jahrzehnte nicht besser.
Kinder, deren Eltern auf dem Gutshof beschäftigt waren, hatten sich mit „Gefangenen“ angefreundet. Für Tabakblätter aus Vaters Garten tauschte man Sandalen und Schuhsohlen, aus Stroh geflochten. Auch verstanden sie aus „einem Groschen“ einen goldenen Ring anzufertigen. Auch krank oder gestorben ist niemand, wurde berichtet. Beim Pferdemetzger in Schwiebus kaufte man Fleisch und Salami ein. Es hatte den Anschein, als ginge es den Gefangenen gut.
Unter der Wetterfahne von 1874 war Gottes Segen allgegenwärtig.
Marianne Jesorka Dorfstraße 9 OT AIt-Golm 15848 Rietz-Neuendorf Tel: 033631-59582
04.09.2015
Herr Rudolf E.Nultsch
Betrifft: Ihr Beitrag „Ende des Zweiten Weltkrieges…“
Sehr geehrter Herr Nultsch
In dem Heimatbrief 2/2015 beschäftigen Sie sich in Ihrem o.g. Artikel nochmal mit Flucht und Vertreibung. Ich finde es lobenswert, dass Sie sich nochmals dem Thema genähert haben, da es ja derzeit wieder mehr als aktuell ist. Erst kürzlich äußerte sich ein leitender Redakteur erneut in den Medien, dass es sich 1945 um eine Umsiedlung der Bevölkerung aus den Ostgebieten handelte. Ich bin darüber empört und begrüße es, dass Sie die Dinge dargelegt haben, wie sie sich in Wirklichkeit zugetragen haben. Meine Eltern sind unter widrigsten Umständen von Hof und Besitz über die Oder gejagt worden und sind in keiner Weise freundlich von unseren eigenen Landsleuten aufgenommen worden; sie waren Anfeindungen u.a. ausgesetzt und hatten es schwer, nach langer ungewollter… „Wanderschaft“ …mit mir als Kleinstkind einen Fuß auf auch deutschem Gebiet zu kriegen. Schließlich landeten wir in Mecklenburg, in einem kleinen Dorf in der Nähe von Schwerin und fristeten dort ein erbärmliches und karges Leben. In der ehemaligen DDR war Flucht und Vertreibung sowieso kein Thema. Meine Eltern litten bis zu Ihrem Tode unter dem auch uns angetanen Verbrechen, wie Sie es richtig bezeichnen. Verdrehungen und Beschönigen der Geschichte sind fehl am Platze und ich sehe es wie Sie. Bei den jetzigen Fluchtbewegungen spricht man auch von „Flucht und Vertreibung“, warum sollte uns nicht das gleiche Recht zustehen? Danke nochmals für Ihren Artikel und alles Gute für Sie, Herr Nultsch.
Mit freundlichen Grüßen
Marianne Jesorka
Dr. Helmut Munkow Schulzendorfer Str. 26 15732 Eichwalde
06.11.2015
Sehr geehrter Herr Heinz Habermann,
in der durch unser Alter bedingten Endphase unseres 1951 gegründeten Heimatvereins „Heimatkreis Oststemberg e.V.“ wurden Sie zum Vorsitzenden gewählt und übernahmen mit den Vorstandsmitgliedern Herrn Hans-Dieter Winkler, Herrn Otto-Karl Barsch und Michael Praetsch die nicht nur viel Arbeit und Verantwortungsbewusstsein erfordernde Aufgabe, unseren Heimatverein aufzulösen.
Sie schafften es, eine Auflösungsstimmung bei den Mitgliedern nicht entstehen zu lassen. Die Herausgabe unseres Oststernberger Heimatbriefes erfolgte wie seit Jahrzehnten gewöhnt heimatverbunden, sachlich und interessant sowie mit freundschaftlichen Beziehungen zu den heutigen Bewohnern unserer „Alten Heimat“. Dafür danke ich Ihnen und den Vorstandsmitgliedern. Mein Dank gebührt auch den vorangegangenen Vorstandsmitgliedern Ullrich und Inge Wilhelm sowie Gerhard und Marianne Verworner für ihren Einsatz zum Erhalt unseres Oststernberger Heimatbriefes im Haus Brandenburg in Fürstenwalde.
Herzlichst Ihr
Dr. Helmut Munkow
Frau Frieda Jörg geb. Lück aus Lagow – 22.02.1921, jetzt Römerstr. 16, 82296 Schöngeising
hat uns zwei Bilder zur Verfügung gestellt.
Wir senden ihr auf diesem Wege gute Genesungswünsche
Heinz Habermann