Heimatreise in das Oststernberg Land vom 15.6.–19.6.2015
Nun gab es doch noch eine Reise in das Sternberger Land mit 28 Reisenden.
Pünktlich um 11.00 Uhr konnte der Busfahrer Lukas vom Busbahnhof Berlin-Funkturm Richtung Autobahn Abzweig Dresden Richtung Frankfurt/Oder starten. Erstes Reiseziel war das Kloster Neuzelle; die Anfahrt führte an Eisenhüttenstadt vorbei. Nach einer Erfrischungspause in Neuzelle erwartete uns um 13.45 Uhr eine Führung durch das Klosterareal und durch die barocke Klosterkirche. Gegründet war das Kloster im Jahre 1281. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Kloster baulich sehr verändert durch Kriegseinwirkungen, Brände usw. und Neugestaltungen. Genutzt wurde das Kloster durch Mönche bis zum Jahr 1817. Die Gebäude wurden danach unterschiedlich genutzt, zeitweise als Lehrerbildungsstätte, nach 1989 als privates Schülerinternat. Unabhängig davon wurde die Kirche von der katholischen Kirche zu Gottesdiensten genutzt und von dieser auch in den letzten Jahren von Grund auf saniert. Beim Betreten des barocken Gotteshauses ist man überwältigt von der Farbenpracht, dem strahlenden Gold und den vielen Altären. Die Fülle dessen, was in der Führung aufgezeigt wurde, lässt sich in Kürze nicht darstellen. In Räumen, die zu dem Kloster gehören und die man über den Klosterhof erreicht, war eine neu eingerichtete Ausstellung „Himmlisches Theater“ zu sehen, lebendgroße menschliche Gestalten waren auf Platten gemalt und einem biblischen Bild zugeordnet zusammengestellt als bunte Bilder.
Um 16.00 Uhr ging die Fahrt weiter über die Grenze bei Frankfurt/Oder Richtung Lagow. Hier wurden wir wieder herzlich willkommen geheißen, und nach der Zimmerverteilung und dem Abendessen traf man sich noch zu einem kleinen Umtrunk im Kellerraum unseres Hotels „Lesnik“.
16. Juni 2015 Wer wollte, konnte in den ersten Vormittagsstunden die Umgebung von Lagow genießen, während Herr Habermann sich mit dem Bürgermeister von Lagow, Herrn Kalbarczyk, und einigen ehemaligen Lagower Bürgern in den Räumen der alten Schule traf.
Um 11 Uhr hielt uns Herr Ryszard Orzechowski einen Vortrag mit Lichtbildern zu dem Thema: „Neue Aspekte zum Zielenziger Landschaftspark“. (Dieser Park hat eine Fläche von 34,52 ha.) Es ging um Seen, Bäche, Moorgebiete, seltene Blumen und Gräser, seltene Vögel, Käfer und Grillen. Es kamen aber auch Probleme des Tourismus zur Sprache. Herr Habermann dankte Herrn Orzechowski herzlich und begrüßte besonders Herrn Cieluch, den ehemaligen Leiter des Johanniterhauses in Zielenzig, der uns Herrn Orzechowski vermittelt hatte. (Das Johanniterhaus in Zielenzig ist geschlossen und Herr Cieluch ist entlassen worden. Wie es mit diesem Haus der Deutsch- Polnischen Begegnung weitergehen wird, ist völlig offen.)
Um 14.00 Uhr wurde mit dem Bus nach dem Ort Spiegelberg aufgebrochen. Wir hatten eine kleine Führung durch Teile von Spiegelberg durch die sehr rüstige alte Spiegelbergerin, 91-jährig, Frau Christina Keiner, geborene Schneider, die an unserer Reise teilnahm und von ihrer Tochter Dorothea begleitet wurde.
Frau Keiner konnte ganz genau sagen, wer wo wohnte und hatte viele Erinnerungen. Sie fand sogar die Grabstelle derer von Zobeltitz, die eingeebnet war. Ihren Erzählungen lauschend, standen wir vor dem Gutshaus derer von Zobeltitz, das einen nicht sehr gepflegten Eindruck machte.
Am Hausgiebel befindet sich noch das Wappen der Familie von Zobeltitz. Jetzt wohnen dort polnische Familien. Rundherum war kein Haus zu sehen. Wir gingen um das Gutshaus und gelangten im Park zu einer dicken Eiche, an die sich Frau Keiner noch aus ihrer Jugendzeit erinnern konnte. Frau Keiner als einzige alte Spiegelbergerin war sehr glücklich über diesen unseren Ausflug. Um 16.30 Uhr in Lagow freuten wir uns über den Vortrag von Frau Dr. Fouquet über „Die Schriftstellerbrüder Hans und Fedor von Zobeltitz (Hans, geb. 1853, gest. 1918 – Romane, Zeitungsberichte, hist. Abhandlungen – und Fedor geb. 1857, gest. 1934 – Romane, Sachbücher, Reisebeschreibungen, tätig als Journalist und Redakteur.)
Der Vortrag von Frau Dr. Fouquet-Plümacher war sehr interessant, und es wurden Fragen gestellt, die sie beantwortete. Nach dem Abendessen trafen wir uns im Kellerraum zu zwei Lesungen:
Frau Katharina von Bülow las das Kapitel „Die Flucht“ aus ihrem Buch „Herrenhaus“ – Erzählungen und Herr Jörg Lüderitz, der zeitweise in Lagow wohnt, las Auszüge aus dem Buch: „Heimat Brandenburg, Stationen meines Lebens.“
Nach dem Frühstück startete die Abfahrt um 9.30 Uhr nach Zielenzig, wo wir zu 11.00 Uhr eingeladen waren von der Gymnasiumsklasse von Frau Kucharska, zur Aufführung des Märchenspiels „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ in deutscher Sprache. Da es noch vor 11.00 Uhr war, besuch-ten wir in einem Park, der vorher ein Friedhof war, das Grab des deutschen Fliegers Erich Albrecht, der am 19. Dezember 1929 als 37-Jähriger bei Neuruppin tödlich abgestürzt war und nutzten die Zeit zu einem Gedenken. – Die Aufführung der Schüler hat uns wieder sehr gefallen, und es wurde lange geklatscht. Herr Habermann hielt eine kurze Dankrede und begrüßte besonders dabei auch die stellvertretende Bürgermeisterin von Zielenzig, Frau Iwona Walczak.
Anschließend wurden wir zu Kaffee und Kuchen eingeladen, was die Schüler und Schülerinnen vorbereitet hatten. Als Dank wurde von uns Geld gesammelt, was großzügig gespendet wurde für eine Klassenfahrt nach Berlin. Die Klasse dankte strahlend mit dem noch einmal gesungenen Zwergengesang.
Wieder im Bus ging es Richtung Meseritz – mit einem Schlenker noch zu dem Johanniterhaus – über Wandern, Schermeisel, Grochow, an Tempel vorbei, Pieske, zu dem Meseritzer Museum, wo uns um 14.30 Uhr eine Führung erwartete. Sie begann im Burghof, der von hohen Mauern umgeben ist. Heute wird der Burghof vornehmlich zu Konzerten unter freiem Himmel benutzt. Auch konnte man aufsteigen zu dem Burgturm und man konnte hinuntersteigen in einen Raum, der angefüllt war mit Folterinstrumenten. Es war erschreckend zu hören und zu sehen, was für Strafen mit was für Instrumenten es gab. Im eigentlichen Museum war in einem großen Raum eine Sammlung von Sargportraits zu betrachten, gemalte Portraits von Verstorbenen unterschiedlichen Alters und Geschlechts, die vorn oder hinter den Särgen der jeweilig Verstorbenen angebracht waren. Die nächsten Räume beherbergten Kaiserbilder, Gemmen, Darstellungen von der Burg aus dem 10.–11. Jahrhundert und mittelalterliche Trachten, alte Webstuhle, Farbdruckplatten für Stoffe, Lebkuchen- und Butterformen und eine kleine Bauernstube armer Leute. Und natürlich gab es auch eine Abteilung zu dem Thema Vor- und Frühgeschichte. Im Zusammenhang mit den Dankworten an Herrn Andrzej Kirmiel, den Leiter des Museums, der unsere Gruppe geführt hat, wurde ihm ein Buch überreicht. Die Exponate im Meseritzer Museum waren für alle sehr ansprechend.
Nach dem Genuss eines kühlenden Eises ging es dann wieder per Bus nach Lagow. Am Abend nutzten einige von uns noch die Zeit zu einem Rundgang in der Umgebung des Hotels. Nach dem Frühstück freuten sich wieder alle auf den Besuch ihrer Heimatorte. Nach Plan, den Herr Habermann erstellt hatte, wurden alle Teilnehmer der Reise in ihren Heimatorten auf der Busrundfahrt abgesetzt und zu einer abgesprochenen Zeit wieder abgeholt. Erster Halt war an der ehemaligen Försterei Bechensee, wo wir vier Winklers und Herr Poethke ausstiegen. Hans-Dieter Winkler und Herr Poethke gingen auf unserem alten Schulweg nach Grochow, wir drei Winklers wanderten am rechten Ufer des Bechensees entlang – mit Abstecher zur Buchwaldhöhe (125 m hoch) – weiter am Kleinen Bechensee entlang, rechts an dem Tschetschsee entlang, wo wir mit Pausen fünf Stunden unterwegs waren.
Gegen 17 Uhr war auch unser Bus mit allen aufgesammelten Heimatfreunden wieder in Lagow. Sie konnten u. a. erzählen von Arensdorf und Herzogswalde (Schlossbesichtigungen) und von Wallwitz, dem Heimatort von Frau Pankow, dem Ort und dem Gut ihrer Eltern.
Zu 19.00 Uhr – unser letzter Abend in Lagow – fanden wir uns im Gartenhaus „Lesnik“ zum Grill-Schmaus mit flotter polnischer Volksmusik ein. Vier Instrumentalisten und eine Sängerin in bunter Volkstracht gekleidet haben ihr Bestes gegeben. Nach dem Essen wurde erzählt, wurden Volkslieder gesungen und Sieghilt, die Ehefrau von Ulrich Winkler, leitete diverse Kanongesänge.
Nach dem Frühstück, – die Koffer waren gepackt und im Bus verstaut, die Zimmerschlüssel abgegeben, – wurden noch Gruppenfotos gemacht an der Seeseite des Hauses „Lesnik“, bevor uns unser Busfahrer Lukas um 9.30 Uhr pünklich in seinem Fahrzeug erwartete. Von dem Leiter des Haues, Herrn Piotr Fiedukowicz und von Herrn Lüderitz wurden wir herzlich verabschiedet.
Zunächst ging es nach Alt Limmritz, wo wir im Kulturraum des Dorfes fröhlich von Frau Agnieszka Przybyl, einer jungen Anwältin aus Landsberg/W. und der Bürgermeisterin des Ortes, Frau Leocardia Debska, herzlich begrüßt wurden. Frau Przybyl hat in Alt Limmritz ein Haus mit großer Scheune gekauft und den Verein „Nidum Foundation“ gegründet, um hier ein Museum der deutsch-polnischen Freundschaft einzurichten.
Gedacht ist daran, dass ehemalige deutsche Einwohner aus Alt Limmritz und polnische Einwohner aus der Zeit nach 1945 zusammentragen, was sie über die Geschichte von Alt Limmritz und seiner Umgebung wissen. Die Bürgermeisterin von Alt Limmritz hat alle ehemaligen und alle jetzt dort lebenden Bürger aufgerufen, bei diesem Vorhaben mitzuwirken. Frau Vera Kynast, einer Alt Limmritzerin, wurde ein Blumenstrauß überreicht, und alle Heimatfreunde durften sich eine bunte Kerze aussuchen als Erinnerungsgeschenk. Auch wurden wir hier an einer langen mit Blumen bunt gedeckten Tafel zu einem Mittagessen eingeladen. Es gab wundervolle Piroggen – mit Nudelteig, Fleisch und Quark hergestellt – und als Nachtisch Erdbeeren. Herr Habermann dankte herzlich für die Einladung und für die Informationen und wünschte dem Verein „Nidum Foundation“ gute Fortschritte. Um 14.05 Uhr wurde dann Richtung Berlin gestartet. In Frankfurt/O. eine kurze Pause eingelegt für Einkäufe auf dem „Polenmarkt“. Durch den starken Verkehr auf der Autobahn behindert kamen wir erst gegen 16.30 Uhr zu dem Bus-Bahnhof in Berlin .
Wir hatten wieder eine wunderschöne Reise und haben viel gesehen und gehört! Dafür danken wir Herrn Habermann, der uns mit sachkundigen Kommentaren begleitet hat, Herrn Barsch, unserem „Finanzminister“, und Herrn Winkler, der die Reise organisiert hat, und unserem umsichtigen und freundlichen polnischen Busfahrer Lukas, der uns sicher von Ort zu Ort gebracht hat.