Hanns und Fedor von Zobeltitz
Zobeltitz ist ein sächsisches Adelsgeschlecht, dessen Geschichte seit dem 13. Jahrhundert (auch unter der Namensform Zabeltitz) bezeugt ist. Ein Teil der Familie kam um 1550 nach Brandenburg mit Topper als Hauptstandort, dann Spiegelberg bei Topper. Hierher stammen die beiden bekannten Schriftsteller Hanns von Zobeltitz (1853-1918) und Fedor von Zobeltitz (1857–1934).
Beide Brüder waren Kinder ihres Standes, des armen Landadels, sehr kaisertreu und durch ihre Offiziers-Ausbildung bei der Armee soldatisch geprägt, Johanniter. Beide nahmen Abschied vom Militär und wurden aus Gründen des Lebensunterhalts Schriftsteller. Sie haben in ihren Romanen und Aufsätzen ihre märkische Heimat und die Gesellschaft der Kaiserzeit sehr getreu geschildert. Empfehlenswerte Lektüre sind ihre Lebenserinnerungen: Hanns von Zobeltitz: Im Knödelländchen und anderswo. Lebenserinnerungen. Bielefeld 1913. Fedor von Zobeltitz: Ich hab so gern gelebt. Die Lebenserinnerungen. Berlin 1934.
Hanns von Zobeltitz ( Spiegelberg 1853–1918 Bad Oeynhausen), Preuß. Hauptmann, Schriftsteller.
Der ältere Bruder ist weniger bekannt als der Jüngere. Er machte seine Ausbildung beim Heer, nahm als 17-jähriger Freiwilliger 1870/71 am Deutsch-Französischen Krieg teil, ein sehr prägendes Erlebnis, über das er später den Roman Sieg geschrieben hat. Er war Offizier, dann Lehrer an der Kriegsakademie in Potsdam. Das Ende der militärischen Laufbahn erfolgte 1888 aus wirtschaftlichen Gründen, mit dem geringen Armée-Gehalt war kein standesgemäßes Familienleben zu führen. Nebenher hatte er aus finanzieller Notwendigkeit schon lange geschrieben, er wurde Schriftsteller und Redakteur. Ab 1890 war er Redakteur der Zeitschriften Daheim und Velhagen und Klasings Monatshefte. Das waren bis zum Ersten Weltkrieg sehr bekannte und bedeutende Zeitschriften mit einem großen Abonnentenkreis.
Als Redakteur war er für den Inhalt der genannten Zeitschriften zuständig, er hatte damit eine mächtige Position im damaligen literarischen Leben und genoss hohes Ansehen sowie einen sicheren Lebensunterhalt. Neben der Redakteurstätigkeit war er Autor von Romanen; pro Jahr schrieb er nach dem Zeugnis seines Sohnes zwei Romane, die seine märkische Heimat und die vergangene und zeitgenössische Gesellschaft in Berlin und der Mark beschrieben; des weiteren historische Sachbücher und unzählige Artikel. Er schrieb nur Prosa (keine Gedichte, kein Drama).
Bedeutendste Romane: 1. Auf märkischer Erde. 1910. 2. Sieg (Krieg 1870/71). 1912. 3. Der Alte auf Topper. 1914.
Er starb im April 1918 an einem Herzleiden in Bad Oeynhausen, also vor Ende des Weltkriegs mit der Kapitulation und der Abdankung des Kaisers – Ereignisse, an denen er als patriotischer und kaisertreuer Mann schwer zu tragen gehabt hätte. Begraben ist er auf dem Friedhof von Spiegelberg, der jetzt eingeebnet ist. Es war 1918 das siebente Grab der Zobeltitz-Grabstätte, diese liegt nach dem Zeugnis einer alten Spiegelbergerin in der rechten Ecke nahe am Weg. Erhalten ist nur der an anderer Stelle platzierte Grabstein des Vaters Karl Konstantin von Zobeltitz.
Fedor von Zobeltitz (Spiegelberg 1857–1934 in Berlin), Schriftsteller, Journalist, Bibliophile.
Er ist durch seine umfangreiche schriftstellerische Publikation und als Bibliophile der bekanntere der beiden Brüder.
Er verbrachte mit seinem Bruder eine ruhige glückliche Jugend in der heimatlichen Umgebung. Der ganze Kreis steckte voller Verwandter, wichtig waren Besuche und Picknicks, bei denen besonders Bowlen mit Grünberger Wein beliebt waren. 1865 zog die Familie nach Berlin, das Gut wurde verpachtet. Er machte die militärische Ausbildung als Kadett, schließlich in der Kriegsschule in Neiße. 1874–75. Wie sein älterer Bruder schlug er die schriftstellerische Laufbahn ein, lebte ab 1880 in Spiegelberg und Berlin als Schriftsteller und Journalist. Zobeltitz unternahm viele weite Reisen, nahm rege am gesellschaftlichen Leben in den verschiedensten Kreisen (Adel, Politiker, Künstler, Theater, Literaten) teil.
Als Journalist war er Redakteur von Zeitschriften, z. B. der Illustrierten Frauenzeitung, und auch Mitarbeiter von auswärtigen Zeitungen. Für die Hamburger Zeitung berichtete er jahrelang über Berliner Ereignisse, diese Artikel erschienen in zwei Bänden zusammengefasst im Druck und geben ein sehr gutes Bild der Kaiserzeit (Chronik der Gesellschaft unter dem letzten Kaiserreich. Gesammelte Feuilletons. 1922).
Als Schriftsteller trat er mit Romanen (auch Fortsetzungsromanen), Theaterstücken, Jugendlektüre, Reisebüchern und Sachbüchern hervor. Geschrieben hat er über 100 Romane, überwiegend leichte, unterhaltende Romane aus dem Leben auf dem Land und in der Stadt, am Hof, aus seinem eigenen Erlebnis und dem politischen Geschehen. Es sind genaue, z. T. ironische oder humorvolle Beschreibungen der gesellschaftlichen Verhältnisse, der Stadt, der Treffpunkte, der Personen, beruhend auf intensiver Teilnahme und aufmerksamer Beobachtung. Ein häufiges Thema ist der Gegensatz zwischen Adel und Bürgertum. Reich ist kaum jemand vom Adel, der arme Adelige heiratet reiche Bürgerliche; die Schilderung der Hoffeste, der Subskriptionsbälle, der vielen Stammtische und Treffen in Gesellschafts- und Künstlerkreisen geben ein genaues Bild, das sich nach 1918 grundlegend ändert.
Als Bibliophile sammelte er alte und schöne Bücher, besonders wertvolle Ausgaben, Handschriften, seltene Editionen mit bedeutenden Illustrationen oder wertvollen handschriftlichen Einträgen und Anmerkungen. Er gründete in Leipzig und Berlin den Bibliophilen-Abend, war Redakteur der Zeitschrift für Bücherfreunde. Insgesamt besaß er zwei Bibliotheken, die erste hat er selbst versteigern lassen, die zweite kaufte der Staat, um sie als Reparationsleistung für die im Ersten Weltkrieg zerstörte Bibliothek von Löwen zu geben, die dann wiederum im Zweiten Weltkrieg verbrannte. 1927 wurde ihm die schöne Festschrift „Von Büchern und Menschen“ mit Beiträgen vieler bedeutender Autoren in einer Auflage von 300 Exemplaren gewidmet.
Fedor von Zobeltitz ist heute weitgehend vergessen, jedoch im engeren Kreis als interessanter Erzähler und bei den Historikern als hochseriöser Zeitzeuge noch gegenwärtig. Aus den zahlreichen Romanen seien einige genannt: Der gemordete Wald. (1898) Zerstörung eines guten Waldes durch dumme Dörfler. Der Freiherr, der das Ganze vergeblich zu retten versucht, wandert nach den USA aus. – Besser Herr als Knecht (1900) in Berlin spielend, jetzt im Gutenberg-Projekt online. – Die papierene Macht. (1902, Nachdruck 2012). Roman um das Pressewesen der Zeit mit genauer Schilderung der Zeitungstypen, unverändert aktuell. In Die Junker (1918) wird dem märkischen Adel ein Denkmal gesetzt – Die Entthronten. (1923). Schildert Situation 1919 nach Kriegsende, Abdankung des Kaisers, Armee („Im Felde unbesiegt“), Revolution und Aufstand.
Fedor von Zobeltitz starb 1934 in Berlin und hat hier ein Ehren-Urnengrab auf dem Städtischen Friedhof Wilmersdorf, Berliner Str. 81–103.