Geschichte der Schule zu Wallwitz von 1763 bis 1882
Textzusendung: Rosemarie Pankow, 51337 Leverkusen, Nicoöai-Hartmann-Str. 130
Der erste urkundlich nachweisbare Lehrer des Dorfes Wallwitz war der im Jahre 1733 in Küstrin geborene Schneider Johann Lange. Im siebenjährigen Kriege ließ er sich bei der preußischen Armee anwerben, wo er schließlich bis zum Unteroffizier avanciert. Gegen Ende des Krieges wurde er am Fuß verwundet, sodass ihm nichts weiter übrig blieb, als aus der Armee auszuscheiden und wieder dem Schneiderhandwerke nachzugehen. Als Friedrich der Große dann im Jahre 1763 den siegreichen Frieden schloss, sorgte er väterlich für seine alten Soldaten. Auch Johann Lange wurde nicht vergessen, denn 1766 wurde er in Wallwitz als Schulmeister angestellt. Über sein Leben und Wirken in Wallwitz ist uns nichts bekannt Er starb im Jahre 1790.
Sein Nachfolger war Peter Handke, der 1760 in Genthin geboren wurde. Auch er erlernte wie sein Vorgänger das Schneiderhandwerk und ging als Geselle in die Fremde. Im Jahre 1790 arbeitete er gerade in Lagow bei einem Schneidermeister, als er von der offenen Lehrerstelle in Wallwitz erfuhr, um die er sich sofort bewarb. Sein Examen legte er gleich bei der Meldung vor dem Patron der Kirche und Schule, dem Rittergutsbesitzer von Rathenow, ab. Dieser schickte ihn dann nach Sternberg mit einem Schreiben an den dort amtierenden Pastor Denz, mit dem Ersuchen, den Kandidaten auch in der Religionslehre zu prüfen. Beide Prüfungen bestand er, und so wurde er Schulmeister in Wallwitz.
Sein Gehalt bestand erstens aus dem Schulgelde, das für jedes Kind wöchentlich sechs Pfennig betrug, ferner aus sechs Scheffeln Roggen, die die Gemeinde zu liefern hatte, dem nötigen Brennholz aus dem herrschaftlichen Forst und der freien Wohnung. Es wurde ihm aber auch das Amt eines Briefboten für das Gut übertragen. Außer seinem Schneiderhandwerk, das er auch als Lehrer betrieb, ging er zur Kirmes- und Fastnachtszeit mit anderen Musikanten zum Tanzaufspielen. Die Einnahmen aus diesen vier Erwerbszweigen müssen wohl aber zu seinem Lebensunterhalt doch noch nicht ausgereicht haben, denn später übernahm dieser vielseitige Schulmeister auch noch den Nachtwächterposten, wofür die Gemeinde 14 Scheffel Roggen bezahlte. Das Küsteramt übernahm er erst nach dem Tode des Kantors Schmieglau in Sternberg. Seit jener Zeit verzichtete er dann auch auf die Nachtwache.
Mit 90 Jahren schloss der lebenslustige Greis eine dritte Ehe, und starb schließlich kinderlos 1855 im Alter von 95 Jahren.
Seit längerer Zeit hatte der Patron aber schon bemerkt, dass sich der hochbetagte Lehrer Handke doch nicht mehr zum Jugenderzieher eignete und beantragte daher eine jüngere Lehrkraft. Daraufhin erschien im Herbst des Jahres 1852 der Lehrer Karl Wensky als „Adjunkt“ (Amtsgehilfe) in Wallwitz. Hier gab es sogleich sehr viel für ihn zu tun. Sein Vorgänger hatte die Schule doch zu sehr vernachlässigt: So waren z. B. nur 24 Kinder in der Liste als schulpflichtig verzeichnet. Dem Adjunkt fiel die geringe Kinderzahl auf, auch sah er oft im Dorfe Kinder mit fremden Gesichtern. Nach längerer Zeit gelang es ihm auch schließlich noch 21 Kinder von verschiedenem Alter als schulpflichtig ausfindig zu machen.
Durch die strenge Zucht die der neue Lehrer übte, und vor allem dadurch, dass er auf regelmäßigen Schulbesuch hielt, zog er sich bald die Feindschaft der Gemeinde zu, die ihm dann das Leben so schwer wie nur irgendmöglich zu machen versuchte.
Zu jener Zeit betrug das Schulgeld für jedes Kind 2 1/2 Silbergroschen pro Monat. Davon flossen aber vier Pfennige sogleich in die Schulkasse. Das alte Schulhaus ein Blockhaus mit Strohdach, das heute noch vorhanden ist, hatte nur ein Zimmer, das Schule und Lehrerwohnung zugleich war. Da diese Zustände aber auf die Dauer unmöglich waren, beantragte Wensky ein neues Schulgebäude, das dann auch im Jahre 1853 gebaut wurde. Dabei wurde aber sehr schlechtes Material verwendet, sodass sich der Schwamm überall zeigte und die Reparaturen kein Ende nahmen.
Der Lehrer wünschte auch, da die Küche sehr primitiv eingerichtet war, eine Kochmaschine. Diese wurde ihm aber von der Gemeindevertretung auf Grund der eben erwähnten Feindseligkeiten hartnäckig verweigert; sogar dann noch, als sich Wensky bereit erklärte, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Erst als der Patron, Rittergutsbesitzer Vogel, und der Ortsschulinspektor die Gemeinde dazu aufforderten, willigte diese ein. Der Lehrer musste aber die Hälfte der Kacheln und Eisenteile mit 19 Mark und 50 Pfennigen bezahlen.
Im Jahre 1877 musste der Handarbeitsunterricht für die weibliche Jugend durch einen Ministerialerlass eingeführt werden. Bei der Suche nach einer geeigneten Person erklärte sich die Frau des Musikers Rätsch bereit, den Unterricht, der dann im Gasthofe stattfand, für ein Jahresgehalt von 24 Mark zu übernehmen. Durch den Superintendenten Reichert, der diesen Missbrauch aber nicht mehr länger dulden wollte, wurde er in die Schulstube verlegt.
Im Jahre 1882 starb Wensky an einer unheilbaren Lungenkrankheit, an der er schon seit längerer Zeit zu leiden hatte.
Darauf folgten: Lehrer Herzberg 1882-1905.
Kantor Neubauer 1905-1928
Lehrer Schmidt etwa 1928 bis 1945 (*1.5.1900)