Daten, die Geschichte machten
Im Mai 2015 jährt sich zum 70. Mal der Tag, an dem die bedingungslose Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands den 2. Weltkrieg auf dem europäischen Kontinent beendete. Er begann sechs Jahre vorher mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in das Nachbarland Polen am 1. September 1939.
Im vergangenen Jahr wurde in allen Ländern, die durch diesen fürchtbaren Krieg betroffen waren, daran erinnert und der Millionen Umgekommenen dieses Infernos gedacht. Auch in Deutschland berichteten Presse, Funk und Fernsehen ausführlich über den i. September 1939. – In den baltischen Staaten, ebenso in Polen, fand außerdem in weiteres Datum in den Medien Erwähnung: der 23. August 1939. Für unsere polnischen Nachbarn ist darüber hinaus ein weiterer Tag von nationaler Bedeutung: der 17. September 1939. Auch seitens der katholischen Kirche Polens wurde auf diese historischen Daten verwiesen. So war im Frühherbst des Vorjahres an der südlichen Mauer der ehemaligen Johanniter – Ordenskirche in Sonnenburg, dem heutigen Slonsk, folgendes zu lesen:
23.8.1939 1.9.1939
17.9.1939
Da weitere Angaben fehlten, ist davon auszugehen, dass Polen diese Daten entsprechend zuordnen können.
Zur Erinnerung:
Am 23. August 1939 wurde in Moskau ein deutsch – sowjetischer Freundschaft – und Nichtangriffspakt, der sogenannte „Hitler – Stalin -Pakt“, unterzeichnet. Aus diesem Anlass widmete Johannes R. Becher, der spätere Kulturminister der DDR, dem Führer des Sowjetvolkes folgendes Gedicht:
An Stalin
Du hegst mit deiner starken Hand den Garten der Sowjetunion. Und jedes Unkraut reißt du aus, du, Russlands größter Sohn. Nimm diesen Strauß mit Akelei zum Zeichen für das Friedensband, das fest sich spannt zur Reichskanzlei.
Von besonderer Brisanz waren die geheimen Zusatzprotokolle dieses Vertrages. Sie legten die beiderseitigen Interessensphären im östlichen Europa fest und machten Hitler den Rücken frei für seine Aggressionsabsichten. Letztendlich bildeten sie die Voraussetzungen für den deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939.
Bis Mitte September rückte die Wehrmacht an die im Hitler – Stalin – Pakt vereinbarte Grenzlinie heran. Am 17. September 1939 überschritt die Sowjetarmee die polnische Ostgrenze. So befand sich die polnische Armee in der Zange und musste Anfang Oktober kapitulieren.
Jetzt ging die Katastrophe erst richtig los. Stalin okkupierte Lettland, Estland sowie Litauen und attackierte Finnland. Hitler wandte sich dem Westen und Norden Europas zu. Seine Eroberungserfolge ließen ihn jeden Realitätssinn vergessen. Er gab in seinem Größenwahn den Befehl, den bisherigen Bündnispartner, die Sowjetunion, zu überfallen. Die Kampfhandlungen nahmen ungeahnte Dimensionen an und entwickelten sich im weiteren Verlauf zum bisher größten Land -, Luft – und Seekrieg der Geschichte. Als er 1945 zu Ende ging, waren, einschließlich der durch Deportation, Flucht und Vertreibung umgekommenen Zivilisten, ca. 55 bis 60 Millionen Todesopfer zu beklagen.