Unsere „zweite Polenreise“ (Teil 2)
am Freitag, dem 24. Juni 2011
Hartmut Tiesler, Bockenheim, den 19. August 2013
Fortsetzung von HB 3/2013
Niemand auf den Feldern zu sehen. Kein „Panjewagen“ mit einem klapprigen Gaul davor, der bei uns immer noch symbolisch für die polnische Landwirtschaft steht. Und auch im Dorf sahen wir keine Menschenseele. Von den Häusern im „Winkel“ stehen nur noch Opas/Omas und Henselers Haus. Opas Haus ist ganz toll restauriert, 100 Jahre nach der Erbauung durch den Onkel Karl (Opas Bruder aus Berlin-Lichtenberg) präsentiert es sich frisch verputzt in Rosa mit neuen Fenstern und neuem Dach, und die alten Wirtschaftsgebäude auf dem Hof sind verschwunden.
Man sieht einen neuen Klein-LKW auf dem Hof. Statt des Puhls (Dorfteich) gibt es einen umzäunten Feuerlöschteich. In den Winkel führt sogar ein asphaltierter Weg!
Selbstredend ist die Dorfstraße asphaltiert. Aber auch im Dorf trafen wir keine Menschenseele. Alles wie ausgestorben. Es scheint hier auch keinen einzigen Bauernhof mehr zu geben, soweit wir das überblicken konnten. Zum Beispiel ein Blick auf Unglauben Emmas Hof (Opas Cousine): Leere. Zwar stehen da noch Stall und Scheune, aber es sieht alles tot aus. Viele alte Häuser sind abgebrochen, doch Brauers ehemaliger Gasthof fällt jedem sofort in den Blick.
Was aber glänzt, sind Kirche und Schulhaus – dagegen ist „Hoffmann Gretes Laden“ verschwunden. Viele alte Häuser und Gehöfte sind abgerissen, haben Baulücken hinterlassen. Sicher lohnte die uralte Bausubstanz die Renovierung oder Sanierung nicht mehr. Im nördlichen Teil des Dorfes in Richtung Mauskow, wo früher so mehr die Handwerker wohnten: saubere schmucke Häuser. Aber alles wie ausgestorben. Niemand kümmerte sich um uns oder unser Auto, und mit niemandem konnte man sprechen, auch wenn wir polnisch sprechen gekonnt hätten.
Unser weiterer Weg führte dann nach kurzen Aufenthalten durch Mauskow und zur Sonnenburger Chaussee, heute Nationalstraße 22. Hier vermissten wir die Eisenbahnstrecke der früheren Krieschter Kleinbahn, die von Küstrin nach Hammer führte. Sie ist anscheinend völlig abgebaut.
Für unsere Frauen besonders interessant war dann die Strecke am Warthebruchrand entlang. Gebüsch und Schilf und Wasserflächen bis an den Damm der Straße heran. Polnische Everglades, aber ohne Krokodile.
Von Küstrin war nichts zu sehen, außer Mauerresten und einer sehr belebten Tankstelle, und dann ging es über die Oderbrücke zurück nach Deutschland.