Oststernberger Heimatbrief
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Märkischer Landwinter in alter Zeit.

Aus Heimatbrief-Ausgabe 3/2014, Seite 4, vom 20.12.2014 Redaktion Heimatbrief Kategorien: Titelbildgeschichte.

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Wenn rings der Winter saust und schneit, der Städter sich der Opern freut, sich närr’sch vermummt auf Bällen springt und Punsch bis an den Morgen trinkt:
Dann fehlt’s uns armen Bauernleuten auch nicht an Freud’ und Lustbarkeiten.

Wie lustig, wenn durch Schneegewölk die Morgensonn’ am Dachgebälk die Zapfen von Kristall durchschimmert, und Rauhreif an den Bäumen flimmert!
Wenn vor dem Hüttchen, sonder Scheu, die Meise hackt ins Fensterblei, und sich am Born, mit Stroh umwunden, die Kräh’ entzweit mit Hahn und Hunden! Dann gibt’s hier Zeitvertreib genug: Wir flicken Wagenrad und Pflug und bessern Garten, Scheun‘ und Haus und Flegel, Sens’ und Harken aus.

Wenn’s im Dezember friert, so laufen wir nach der Stadt, um einzukaufen für’s kleine Volk, zum Heil’gen Christ, was schmeckt und nicht so teuer ist: Spinnjungfern, welsche Nüß’ und Kringeln.

Da hört man Schlittenpferde klingeln und eilt aus all dem städt’schen Saus vergnügt zurück zum kleinen Haus. –
Schlägt unsre Uhr nachmittags vier, so wird’s erst recht lebendig hier: Dann schließt der Küster seine Schule, und auf des Dorfes Entenpfuhle prüft, mit dem Schreibzeug unterm Arm, das Eis ein froher Bubenschwarm.

Hier, unter Lärm und lautem Witze, fliegt mancher Schneeball an die Mütze, bis rings der Kien der Hütten lodert und Vesperbrot der Magen fordert. —

Um Weihnacht singen abends gerne in weißen Hemden, mit dem Sterne, die Weisen aus dem Mohrenland: „Die Sonn’ hat uns so schwarz gebrannt“. Dann läuft zusammen Kind und Greis, gewaltig jucht der frohe Kreis, so oft, mit Goldpapier geschmückt, Herodes aus dem Fenster nickt. —

Oft lauern wir im warmen Kittel den Füchsen auf mit derbem Knittel, die unsre Hühnerställe wittern, wenn hell von Frost die Sterne zittern; ertappen auch den Hasen wohl, der sorglos nascht vom braunen Kohl.

Geht’s einst im Schlitten nach dem Wald, wo keines Jägers Hifthorn schallt, kein Damhirsch grast, das Eichhorn kaum sich zeigt im hohen Tannenbaum:
Wie lächelt dann in Schnee und Sturm entgegen uns des Dörfchens Turm, sobald wir wieder heimwärts lenken, zu ruhn auf unsern Ofenbänken!

Im heißen Stübchen, eng und traut, gibt’s nun Kartoffeln mit der Haut, gesundes Halbbier, hat man Durst, auch, wenn es hoch kommt, frische Wurst.

Dann reißt die Mutter Gänsefedern und zum Geschnurr von Spinnerädern erzählt man viel von grausen Sachen: Dreifüß’gen Hasen oder Drachen, der feurig in den Schornstein springt und manchem Speck und Eier bringt;
schlüpft dann ins Bettchen, hochgetürmt, schläft fester nur, je mehr es stürmt, und will um aller Fürsten Pracht nicht Wächter sein in solcher Nacht.
(1764-1838) F. W. A. Schmidt – Werneuchen

Linolschnitte: Oststernberger Heimatkalender, 1933 Kalenderblätter Dezember und Januar Bearb. H. Habermann
Linolschnitte: Oststernberger Heimatkalender, 1933 Kalenderblätter Dezember und Januar
Bearb. H. Habermann
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