Der Mann aus Koritten: Karl August „Charles“ Moheit
Von Indianern skalpiert – und als Goldgräber erfolgreich
Wer in Hamburg das an der Stelle der früheren Auswandererhallen errichtet und 2007 eingeweihte Auswanderungsmuseum „BallinStadt – Auswandererwelt Hamburg“ besucht, erfährt viel von den Träumen und Erwartungen, Erfolgen und tragischen Erlebnissen der Auswanderer, die aus vielen Ländern Europas von hier aus die neue Welt erobern wollten.
Rein zufällig bin ich dabei auf die folgende, ganz besonders spannende, aus dem „Zeug aus dem die Abenteuer sind“, Geschichte gestoßen.
Erzählt diese doch von einem Landsmann aus dem Sternberger Land. Das Museum hat mir den Text zur Verfügung gestellt. Mit Erlaubnis des Museums habe ich die Fotos angefertigt.
Heinz Habermann
Karl August Moheit wurde am 5. Oktober 1829 in dem kleinen Dorf Koritten in der preußischen Provinz Brandenburg (heute Koryta, Polen) geboren. Es folgten sieben weitere Geschwister. Aus Abenteuerlust und um dem Militärdienst zu entgehen, bat der etwa 20 Jahre alte Karl den Dorfschulzen (Gemeindevorsteher) nach Hamburg gehen zu dürfen, um dort Schiffsbau zu erlernen. Mit der erteilten Erlaubnis verließ er seine Heimat.
In Hamburg hörte er vermutlich vom „Goldrausch“ in Kalifornien, wo 1848 beim Bau einer Sägemühle am Sacramento River die ersten Goldstücke gefunden worden waren.
1852 trat Karl August Moheit schließlich als Zwischendeckspassagier die Reise nach Amerika an. Die Überfahrt auf der „AUGUST ADOLPH“ war von heftigen Stürmen begleitet und das Schiff soll ohne Masten nach acht Wochen im Hafen von New York eingelaufen sein. Da Moheit als Deserteur galt und Sanktionen umgehen wollte, zog er von New York aus gleich weiter nach Westen. Auf der neu gebauten Pazifikbahn fuhr er im „Bremserhäuschen“ mit. Die Fahrt dauerte zwei Wochen.
Der Legende nach wurde er in einen Überfall mit Indianern verwickelt, die ihm seinen Skalp – also einen Teil der Kopfhaut und Haare – abschnitten. Vielleicht war es aber auch ein Maschinenunfall, bei dem Moheit seinen Skalp verlor und der lndianerüberfall später erfunden. In jedem Fall versorgten Farmer den schwer Verwundeten, der wieder vollkommen gesund wurde.
Im Laufe der folgenden Jahre häufte Moheit einen beträchtlichen Reichtum an und siedelte von Yreka/California nach San Francisco um. Die Stadt wurde am 22. Oktober 1868 von einem furchtbaren
Erdbeben erschüttert. Auf einem Pferd konnte er sich aus dem in Flammen stehenden San Francisco retten, sein Hab und Gut hatte er verloren.
Doch Moheit gab nicht auf: In Silver City in Idaho wurde Gold und Silber gefunden und wieder machte Moheit sein Glück. 1874 kehrte er erstmals in seine Heimat zurück. In den nächsten Jahren reiste er mehrfach zwischen Europa und Amerika hin und her. Vermutlich brachte er jedes Mal nicht unbeträchtliche Summen Geld und Wertgegenstände aus Amerika mit, wo den Eigentümern immer nur ein Teil des Kapitals ausgezahlt wurde.
Im beachtlichen Alter von 65 Jahren heiratete Charles Moheit und ließ sich in Schwiebus (heute: Swiebodzinie/Polen) nieder. Seine Schätze aus Amerika hat er mitgebracht. Sie stehen für Mut, Unternehmergeist, Abenteuer und Erfolg. Die ausgestellten Schmuckstücke aus Charles Moheits Nachlass sind eine Leihgabe seiner Urenkelin Frau Ines Ottensmann/Berlin.
Sohn Kurt Moheit schreibt die Erlebnisse auf und gibt sie an seine Tochter Christa weiter. Christa erzählte ihrer Tochter Ines die Geschichte des Urgroßvaters.