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SCHERMEISEL – eine neumärkische Glashütte

Aus Heimatbrief-Ausgabe 2/2012, Seite 33, vom 20.08.2012 Karin Friese

Bei Durchsicht der Glasmarken im Museum Viadrina in Frankfurt/Oder notierte ich auch einige Stücke mit der Aufschrift Schermeisel.

Zeichnung:  Michael Friese
Zeichnung:
Michael Friese

In der mir bekannten Glasliteratur und auch in den häufig mit Erfolg benutzten geographischen Lexika des vorigen Jahrhunderts war keine Angabe zu einer Glashütte in Schermeisel und so fehlt dieser Hüttenstandort in der von G. K. FRIESE 1992 erschienenen Broschüre „Glashütten in Brandenburg“.
Schermeisel, Ende des 19. Jahrhunderts ein Dorf mit Rittergut und einer Braunkohlengrube, liegt etwa 50 Kilometer nordöstlich von Frankfurt/Oder, an der Chaussee zwischen Drossen und Meseritz, im ehemaligen Kreis Oststernberg.
Durch Zufall entdeckte ich eine kurze Angabe zu der gesuchten Hütte in dem mehrbändigen Werk von H. CRAMER, „Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg“ (Erstes Heft, Kreis Sternberg), Halle 1872. In dem Kapitel „Das Alaunwerk zu Schermeißel“ wurden die noch vorhandenen Gebäude der 1856, von dem damaligen Besitzer (etwa ab 1850) des Ritterguts, Dr. Michgorius, eingestellten Alaunsiederei „am Lindower Weg bei Schermeißel“ beschrieben. Weiter heißt es dann:
„Wenn man den Weg nach der Chaussee und dem Orte Schermeißel einschlägt, so finden sich nicht weit unterhalb der alten Hütte links des Weges die Fundamente eines großen Gebäudes, der ehemaligen Spitta’schen Glashütte. Die Errichtung derselben basirte auf das Vorkommen des weißen Sandes an den Bergabhängen in unmittelbarer Nähe und auf den früheren Holzreichtum in jener Gegend. Die Holzpreise stiegen jedoch ansehnlich und der Unternehmer überließ die Glashütte dem Besitzer des Rittergutes Schermeißel; dem Dr. Michgorius. Nach Aufnahme des Braunkohlenbergbaues der unmittelbar dabei liegenden Grube Fanny’s Glück [im Jahre 1843, Fr.] wäre es nun nicht schwierig gewesen, die darniederliegende Glasfabrikation mit Braunkohlenbetrieb wieder emporzubringen. Allein die Bemühungen des Besitzers, einen geeigneten Techniker dafür zu gewinnen, waren vergebens, da man die Braunkohle zu jener Zeit für die Glasfabrikation nicht für tauglich hielt, ein Vorurtheil, welches gegenwärtig nicht mehr besteht…“
Die bis jetzt aus dem Stadtgebiet von Frankfurt/Oder geborgenen Glasmarken der Hütte Schermeisel gehören alle zu einer Serie (Nr. 2, 3, 5, 7). Die zierlich wirkenden, hellolivgrünen Marken haben nur einen schmalen Wulstrand, der Durchmesser der Markenfelder beträgt etwa 22 mm. Nach den oben gemachten Angaben, lassen sie auf eine Flaschenproduktion in der Spitta’schen Glashütte bei Schermeisel um 1843 schließen.

Aus: Der Glasfreund, Heft 3, 1994

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