Über die Burg Sternberg
Von Friedel Remenyi
Wo hat denn die Burg in Sternberg gestanden? Das war die Frage. Unser Bus hatte nämlich das Hotel und Restaurant „Chobry“ an der Ecke der ehemaligen Hohenzollernstraße hinter sich gelassen und war über den Roßmarkt gefahren.
Wieder zu Hause kramte ich nun in meinem Gedächtnis und den Unterlagen, die ich gesammelt habe. Schon als Schülerin in der einklassigen Dorfschule in Grabow habe ich mich sehr an der Heimat interessiert. Vor 70 Jahren kam mir das alles wie ein Märchen wie eine Sage vor. Zum Teil ist es das wohl auch, wenn ich mir die Quellen so betrachte.
Ich werde die Überlieferungen über die Burg ordnen. Als erstes habe ich in Erinnerung: In Müllerstal, bei der Mittelmühle, hausten im 13. Jahrhundert die Ritter von Winning. Sie und ihre Nachkommen sollten das Gebiet wohl gegen Fremde verteidigen und die Ansiedlungen schützen. Sie wollten aber „Beute machen“ und haben z.B. die Handelsleute, die von Posen nach Frankfurt zur Messe zogen (auf der sog. „Polenstraße“), überfallen und ausgeraubt. – Natürlich fanden die Überfälle auch auf dem Rückweg statt. Es wurde uns in der Schule in Grabow vom Kampf in der (Schlechte), das muss wohl in der Nähe zwischen Malsow und Wallwitz gewesen sein, erzählt. Die Winninge waren also Raubritter.
In der Sage „Die kupferne Pfanne im Schloss Sternberg“ wird berichtet: Um das Jahr 1500, als Markgraf Joachim I. mit dem Markgrafen der Lausitz und dem Herzog von Glogau gegen den Raubrittersitz in Sternberg zu Felde zog… Schrecklich hatten die „edlen Ritter“ unter der Führung des Balthasar von Winning in und um Sternberg gehaust…“ Der Standort der Burg – die Reste – sind uns noch als das „Alte Haus“ bekannt. Er ist in den Messtischblättern von 1939 eingetragen. In der Osternacht gingen die Mädchen und Jungen aus Kemnath dorthin, um aus der Eilang das Osterwasser zu schöpfen…
Als weitere Quelle liegt mir die von Anna Frahnert verfasste Schrift „Geschichtliche, der Sage angehörige, ernste und heitere Gegebenheiten aus Sternbergs Vergangenheit“ vor. A. F. war in den 20/30er Jahren Lehrerin in Sternberg, Ruth Rittwagen besuchte sie zwei Schuljahre.
Ähnlich erzählt der Fremdenführer des „Luftkurortes Sternberg“ auf den Seiten 6 uff.: „Sternberg in Sagen und Geschichte“. Im 13. Jahrhundert hatte Otto der III., Markgraf von Brandenburg, seine Familiengüter dem Erzbistum von Magdeburg verschrieben. Konrad von Magdeburg, der damalige Erzbischof, begann das neu kolonisierte Gebiet gegen räuberische Überfälle zu schützen und dem jungen Christentum eine Wehr zugeben. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz für eine Burg kam er mit seinem Gefolge – um 1266 – in die Gegend des heutigen Städtchens: „Es ist zwar nicht so fruchtbar, wie bei uns in Magdeburg, aber… Gott möge dieses Tal des Landes Lebus segnen ,Ich will ihn meinen Namen geben‘: das Land Sternberg“, sollen seine Gründungsworte gewesen sein.
Er beschloss, auf dem mittleren der drei an der Eilang gelegenen Berge, auf der schon vorher eine hölzerne Wendenburg gestanden hatte, eine Grenzfeste zu bauen. Schon 1300 verkaufte er das Gebiet an die Familie von Süde, bald ging es in den Besitz der Ritter von Winning über.
Den neuen Besitzern verdankten Burg und Stadt den Namen „Raubnest Sternberg“. Später bauten die Nachkommen ihr friedlicheres Wohnschloss im Städtchen am Eilangsee auf dem Wasserhof – heute Woda 1, es ist das Forstamt Torzym. Übrigens: Torzym bedeutet „Kleines Rom“, wie mir ein jetziger Einwohner von Sternberg sagte, Woda heisst auf deutsch Wasser.
Fräulein F. schreibt: „Die Burg war eine so genannte Wasserburg, sie hatte, wie heute noch zu sehen ist, zwei Plateaus. Auf dem zur Hintermühle gelegenen Teil befand sich aller Wahrscheinlichkeit nach der Wirtschaftshof… Während das südliche Plateau in die Wiesen hineinragende, die Hauptbefestigung aufwies. Eine Zisterne, deren Einsenkung noch wahrnehmbar ist, zeigte vor ungefähr 50 Jahre Reste von uralten Mauern.“
Weiter erzählt A. F. von einem unterirdischen Gang, der zugemauert war. Verwandte der Familie von Zobeltitz erkundeten mit Frl. Frahnert ein paar Meter des „nicht besonders anmutigen Raumes und entdeckten etwas Hellblinkendes sich gesäubert als eine Münze in der Größe eines Abendbrottellers entpuppte. Sachverständige erklärten sie als ein (unleserlich)…“ Weiter beschreibt sie noch, was ihr alte Einwohner Sternbergs vom Alten Haus erzählt haben.
Die Sage fügt hinzu: „Während unser Nachbardorf Kenmath (Kownaty) der jeweiligen Witwe der Winninge überwiesen wurde…, besassen die Nachkommen noch den Grundhof und wohl auch ,Baronshof‘.“
Über die Burg Sternberg habe ich in „Das Sternberger Land im Wandel der Zeiten“ von Heinz W. Linke/Heinz Paschke MCMLXXXVIII (1988) auf den Seiten 93, 96, 97 uff. gefunden:
Sternberg: Zwischen 1266 und 1276 ließ Erzbischhof Konrad v. Magdeburg hier eine Burg bauen. Sie ging 1286/87 zusammen mit den anderen erzbischhöflichen festen Plätzen an Brandenburg über. Aber deren Standort ist nicht mehr auszumachen. Burgherren waren lange Zeit die Ritter von Winning. Erst nach der Besitznahme des Landes durch die Askanier und den Erzbischhof wanderten die Bauern in hellen Scharen ein. Spätestens im Jahr 1252 waren die Markgrafen von Brandenburg unbestritten Besitzer des Landes östlich der Oder. Die Burg Sternberg blieb längere Zeit ein Burgmannenschloss. Das „Alte Haus“ an der Eilang nordwestlich der Stadt galt als Burgstätte, eindeutige Spuren konnten jedoch nicht gefunden werden.
Ohne Zweifel gab es schon vor der Errichtung der Burg eine slawische Siedlung, und vielleicht sogar eine slawische Befestigung. Letztere könnte am „Alten Haus“ an der Eilang gelegen haben.
Quellen
Märkische Sagen, herausgegeben von Ingeborg Drewitz.
Geschichtliche, der Sage angehörende, ernste und heitere Begebenheiten aus Sternbergs Vergangenheit, A. Frahnert.
Luftkurort Sternberg (Neumark), Verkehrs-Verein e.V., Das Sternberger Land im Wandel der Zeiten.
Ostbrandenburger Heimatbuch 1.