Besuch ehemaliger deutscher Friedhöfe
Sehr geehrter Herr Tillack,
wie ursprünglich geplant, haben wir zu Pfingsten die alte Heimat besucht und ein Quartier in einem Ferienhaus in Königswalde bezogen. Nach Vereinbarung mit einer polnischen Bekannten unternahmen wir am Sonnabend eine Rundfahrt über Ahrensdorf, Rauden, Neudorf, Hammer und Waldowstrenk. Die Gedenkstelle um die Findlinge in Rauden und Neudorf war frisch geharkt, sodass wohl doch die verantwortliche Person mit einem Besuch zu Pfingsten gerechnet hat. In Rauden war eine junge Frau vom Nachbarhaus der Kirche bereit, diese für uns aufzuschließen, musste jedoch zu einer Begräbnisfeier nach Költschen.
Auch in Neudorf war der Besuch in der Kirche möglich, da ein Maurer im Eingangsbereich eine Nische verputzte. Die mit farbigen Betonsteinen befestigte Fläche vor den Findlingen ist zwar ein Stilbruch, doch wird es sehr schwer sein, passende Natursteine oder Platten zu bekommen. Außerdem liegen diese im Preis wesentlich höher. Ich nehme an, dass das Gras wieder an die befestigte Fläche heranwächst und dann der Gedenkstein wieder voll in den Blickpunkt rückt. Wie sie sicher bemerkt haben‚ weicht die Friedhofsgestaltung wesentlich von der unserigen ab. Die Gräber werden mit Kunststein – teilweise auch Natursteinplatten – voll eingefasst und meist mit künstlichen Blumen geschmückt.
Zum Pfingstsonntag brannten auf dem polnischen Friedhof in Königswalde unzählige Kerzen in kleinen Lämpchen, wie sie auch vor dem Gedenkstein auf dem beiliegenden Bild zu sehen sind. Zusätzlich schalteten sich beim Einbrechen der Dunkelheit auch die Kandelaber auf dem Friedhof ein.
Auch in Hammer konnten wir die Kirche besuchen, da eine Nachbarsfrau um den Altar frische Chrysanthemen gekonnt in die einzelnen Schalen steckte. Auch der alte Friedhof in Hammer, der wohl ab ca. 1936 nicht mehr belegt wurde, war mit einem Bretterzaun eingezäunt, ausgelichtet und als Gedenkstelle in beiden Sprachen gekennzeichnet. Auf dem dort von der Familie Barsch bis 1944 noch benutzten Teil als Erbbegräbnis fand unsere Begleiterin noch den Rest eines Natursteinkreuzes meiner Urgroßmutter Alwine Barsch.
In Hammer haben wir dann noch eine polnische Familie aus der Lemberger Gegend besucht, die uns mit Kaffee und Kuchen verwöhnt haben. Die alte Gastfreundschaft, die wir auch in schwerer Zeit als Soldaten erfahren haben.
In Waldowstrenk war auf dem früheren Vorplatz zum Sägewerk und auf dem ehemaligen Bretterplatz je eine eingezäunte Schonung angepflanzt worden. Ansonsten fiel auf, dass die Wälder forstwirtschaftlich genutzt wurden und das abgestorbene Holz gestapelt und entsorgt wurde. Wegen der Löhne, die ca. nur 1/4 des unserigen Niveaus betragen, sind solche Maßnahmen auch finanzierbar und wirtschaftlich.
Dieses nur vorab als kurzer Bericht. Weitere Informationen beim Heimattreffen, falls es sich dort zeitlich ergibt.