Die Geschichte des Dorfes Wallwitz im Kreis Oststernberg
Die Geschichte des Dorfes Wallwitz im Kreis Oststernberg
Während der Ostkolonisation im 13. Jahrhundert führte der Erzbischof von Magdeburg Konrad von Sternberg einige Siedlerzüge in das Land rechts der Oder, das später nach ihm das Sternberger Land genannt wurde. Außer Sternberg wurden zu dieser Zeit auch verschiedene Dörfer gegründet, deren Namen die Siedler aus dem Magdeburgischen mitbrachten. Dort gibt es Dörfer mit Namen Wallwitz, Pinnow, Chorit (Koritten), Grabow und Petersdorf. Ob es vorher im Sternberger Land schon kleine slawische Siedlungen am selben Ort gab, ist nicht überliefert.
1375 erste urkundliche Erwähnung von Wallwitz
1400 im Zehntregister des Bistums Lebus, danach hatte W. 64 Hufen, wovon 4 dem Pfarrer und 4 dem Richter (Dorfschulze bzw. Gemeindevorsteher) zustanden. 1 Hufe = 15 ha = 60 Morgen (nach dem Dreißigjährigem Krieg 1 Hufe = 7,5 ha).
1412 drei Brüder Rotsche (wahrscheinlich „von“ R.), Kaspar, Hans und Friedrich mit 6 Hufen vom Kurfürsten belehnt.
1461 besaßen sie 12 Freihufen, brauchten also keine Steuern und Zehnten zu bezahlen.
1472 Wallwitz gehört denen von Winning, die vom Landesherrn mit dem Dorf belehnt worden waren.
1491 Bartz von Winning auf Wallwitz
1499 dessen Sohn (?) Heinrich
1509 werden mit ganz Wallwitz belehnt: Balthasar und Melchior (Brüder), Söhne von Heinrich
1535 Balthasar stirbt ohne Erben. Melchior und Christoph (Brüder) mit W. belehnt.
1550 Christoph stirbt, und seine Söhne Hans, Joachim und Asmus sind seine Erben.
1571 Hans, Joachim und Balthasar (Sohn des verstorbenen Asmus) werden von Johann Georg von Brandenburg mit ¼ Wallwitz beliehen.
1573 Joachim stirbt.
1576 Hans stirbt ohne Leibeserben. ¼ von W. erhalten Balthasar, Sohn von Asmus, und Claus, Sohn von Joachim.
1580 Balthasar stirbt.
1596 Claus stirbt. Es gibt von beiden keine Söhne. Daher erben Nachkommen von Melchior. Wem Wallwitz wirklich gehörte ist nicht feststellbar, weil dem Geschlecht stets Gesamtlehnbriefe über ganz Wallwitz ausgestellt wurden.
1610 Gerichtsherren zu Sternberg und Wallwitz sind Hans, Melchior und Claus von Winning.
1613 erhielten die Gebrüder Gottfried, Dietloff und Reichard v. W., Söhne von Melchior, die Lehen über verschiedene Güter, darunter auch das Dorf Wallwitz.
1622 erwirbt Dietloff v. W. zu Grabow das Anteillehngut zu Wallwitz von seinem Vetter Hans dem Jüngeren. Von nun an zeigen sich zwei Anteile in Wallwitz, die Bastian und Dietloff v. W. gehören und später auch auf deren Erben übergehen.
1623 (im Dreißigjährigen Krieg) verpfändete Bastian seine sämtlichen Güter für 500 Taler an Katharina von Selmitz.
1649 wurde diese Schuld als Hypothek für 6 Jahre auf Wallwitz eingetragen. Sie bestand auch nach Katharinas Tod noch 1667 und wurde in diesem Jahr auf weitere 6 Jahre verlängert. Auch während der Jahre dazwischen wurden weitere Verbindlichkeiten aufgenommen, aber auch teilweise wieder zurückgezahlt.
1640 heiratete Bastian v. W. die Witwe Gottfried v. Lossows auf Reichenwalde, geb. v. Ilow, die beachtliches Ehegeld mitbrachte.
1661 starb Bastian und hinterließ seiner Witwe Eva drei unmündige Söhne, Adolph, Anton und einen früh verstorbenen Sohn, für die sie keinen Vormund fand.
1679 wurde der älteste Sohn Adolph mit seines Vaters Gütern belehnt.
1689 nach Regierungsantritt von Kurfürst Friedrich III. werden Adolph und Antonius zu Wallwitz belehnt.
1694 legten beide ihre Lehnspflicht ab.
1704 stirbt Anton und hinterlässt nur Töchter. Adolph übernimmt seinen Anteil an Wallwitz.
1713 stirbt Adolph. Ein Anteilgut von Wallwitz geht auf Sohn Wolff Erasmus über, das zu Wallwitz gehörige Vorwerk Mißgunst erhält Sebastian Siegismundt, und Samuel Adolph wird mit einem Anteil von Kemnath abgefunden. Der Letztere kauft mit Einverständnis des jüngsten Bruders Wolff Erasmus das Vorwerk Missgunst, das von nun an als Extragut auftritt.
Der Anteil von Wallwitz des Dietloff v. Winning auf Grabow:
1622 hatte Dietloff v. W. diesen Anteil von Hans v.W., dem Jüngeren gekauft. Auch er verschuldet sich.
1642 stirbt Dietloff und hinterlässt die beiden unmündigen Söhne Melchior-Joachim und Gottfried.
1651 wird Melchior-Joachim mündig und mit den Gütern seines Vaters Dietloff belehnt, nachdem er 1649 die Ottilie von Ilow aus dem Hause Schmagorei geheiratet hatte. Auf letztere wurden verschiedene Forderungen gegenüber Dietloffs Erben übertragen.
1680 wurde Melchior-Joachim, Sohn Joachim Friedrich v. W. mit seines Vaters Lehngütern belehnt.
1685 ließen Joachim Friedrich und seine Schwester Catharina Sophia alle Forderungen ihrer verstorbenen Mutter Ottilie auf Dietloff v. Winnings Lehngütern in Wallwitz zusammenziehen und auf acht Jahre erneuern. Ein Teil von Joachim Friedrichs Lehngut ging 1687 pfandschillingweise an Eustachio v. Stentsch für neun Jahre. – Etwas Klarheit in die verwickelten Besitzverhältnisse von Wallwitz bringt das 1718 zu Drossen aufgenommene Klassifikationsprotokoll. Danach sind 1718 Besitzer von Wallwitz; Wulff Erasmus v. W., Erbe von Joachim Friedrich v. W., Melchior Gottfried v. W. und Christoph Jürgen v. Haugwitz, der einen Teil von Wulff Erasmus‘ Besitz pfandweise hat. 1601 hatte Wallwitz 77 steuerbare Hufen, und zwar 50 Bauer-, 21 Kossäten- und 6 Dienerhufen. 1662 waren noch 63 Hufen vorhanden, davon 34 Bauer-, 4 Pfarr- und 20 Kossätenhufen, je eine gehörte dem Schmied und dem Hirten und drei dem Pachtschäfer. Hiervon gingen 1718 fünf Hufen ab, da Hirt, Schmied und Schäfer kein Land mehr hatten. Eine Hufe kam für den Krug dazu, also insgesamt 59 Hufen. Davon entfielen auf Wulff Erasmus 13 1/3 und auf Joachim Friedrich 25 Hufen, auf Melchior Gottfried 8 2/3 und auf v. Haugwitz 3 Hufen, 4 Hufen hatte der Lehnschulze und 4 waren Filialhufen.
1740 stirbt Wolff Erasmus auf Wallwitz. Samuel Adolph auf Kemnath und Mißgunst wird 1739 noch gelegentlich erwähnt.
1766 verkauft Ernst Gottfried v. W., Sohn von Samual Adolph, Mißgunst an Johann Sigismund v. Klitzing, der aber offenbar nicht bezahlen konnte und das Gut an Ernst Gottfried zurückgab.
1774 besaßen in Wallwitz der Leutnant v. Fritz die Hälfte oder 3/6 der Güter, Graf v. Dyherrn (verheiratet mit der Tochter des letzten v. Winning) 2/6 und die minderjährigen Geschwister v. Stentsch 1/6 der Güter. Bis 1805 bewirtschaftete eine Schwester des v. Fritz den sogen. Baronshof, das Gut westlich der Kirche.
1789 verkaufte Graf Dyherrn sein Gut im nördlichen Oberdorf an einen Bürgerlichen, namens Leschke. Von diesen erwarb es ein Paschke, der es bis 1805 besaß. Von den Gebäuden dieses Gutes gibt es bis heute den in eine Scheune umgebauten und aus Feldsteinen errichteten „Hammelstall“. Das dritte Gut kaufte 1790 von den Gebrüdern Stentsch der Landfeuersozietätsdirektor Friedrich Otto v. Rathenow.
1805 vereinigte letzterer alle drei Anteile wieder zu einem Gut (3620 Morgen).
1810 die Stein-Hardenbergsche Reform hob die Steuerfreiheit der Güter auf und ordnete die Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern an. Die Zusammensetzung der Wallwitzer Gemeinde 1810: 1 Rittergut (v. Rathenow), 1 Lehngut (Kunert), 1 Freibauerngut (Schiddel), 8 Bauern, 18 Kossäten, 3 Eigentümer, 1 Schmied, 1 Stellmacher und ein Schulmeister (Peter Handke).
1816 erwarb Major von Wenke das Gut bei einer Versteigerung für 28000 Taler.
1841 verkauften es seine Erben für 30050 Taler an Johann Gottfried Scharnke.
1843 Scharnke verkauft Mißgunst mit 852 Morgen und kauft dafür das 166 Morgen große Freibauerngut des Christian Schiddel zurück, das Enke zuvor veräußert hatte. Nach 1850 war das Gut im Besitz von Maximilian Rudeloff.
1856 erwarb es Adolf Vogel für 62000 Taler.
1879 erwarb es Hermann Rathenspiel aus Frankfurt/Oder und ließ es von seinem Neffen Emil Borchardt bewirtschaften.
1890 ließ Hermann Rathenspiel das Gut auf Emil Borchardt überschreiben.
1900 verkaufte Emil Borchardt 1100 Morgen Wald und geringwertiges Ackerland an den Forstfiskus.
1905 entstand unweit von Wallwitz die königliche Försterei Wallwitz. Mit dem Erlös für das Land wurde eine Spirituosenbrennerei errichtet.
1914 Emil Borchardt stirbt, und sein 20-jähriger Sohn Hermann übernimmt das Gut, das nur noch aus 1000 Morgen Land und 600 Morgen Wald besteht.
1945 Hermann Borchardt wurde von den Russen verschleppt und ist seitdem verschollen. Seine Familie wurde aus Wallwitz vertrieben. Seine Kinder lebten mit der Mutter einige Zeit in Berlin. Ein Sohn und eine Tochter wanderten nach Australien aus, eine Tochter lebt in Leverkusen.
(Zusammengestellt nach „Wallwitz“ von Werner Henschke, 1989 und „Geschichte des Geschlechts derer von Winning“ von Leopold von Winning, 1906)
Rosemarie Pankow,geb. Borchardt, aus Wallwitz
51377 Leverkusen, Nicolai-Hartmann-Str. 130