Strafanstalt Sonnenburg: 30. Januar 2015 Erinnerungsstätte wieder eröffnet
Zwei Tage bevor die Rote Armee die Kleinstadt Sonnenburg / Nm. am 2. Februar 1945 fast kampflos einnahm, kam es in der dortigen Strafanstalt zu einem Blutbad. Ein SS – Kommando aus Frankfurt / Oder erschoss mehr als 800 Gefangene, die hier, überwiegend auf Grund des „Nacht -und Nebel“ – Befehls Hitlers, inhaftiert waren. „Die sowjetischen Soldaten fanden genau 819 Tote: Belgier, Dänen, Deutsche, Franzosen, Holländer, Jugoslawen, Norweger, Polen, Russen und Ukrainer. Die meisten waren N N – Häftlinge. Es wird angenommen, dass sich unter den Opfern auch wenigstens 91 Luxemburger, 20 – 24 Jahre alt, befanden.“ (Aus “ Das Massaker im Zuchthaus Sonnenburg vom 30./31 Januar 1945“ von Ander Hohengarten, Luxemburg.) Zum Gedenken aller Opfer, die während der national – sozialistischen Diktatur in Sonnenburg ihr Leben lassen mussten, wurde 1974 im nun polnischen Słonsk ein“ Muzeum Martyrologii“ errichtet. Fast vier Jahrzehnte später befand sich das Gebäude in einem so ruinösen Zustand, dass es für die Öffentlichkeit gesperrt werden musste. Durch die gute deutsch – polnische Zusammenarbeit gelang es, ausreichend Fördermittel zu erhalten, um eine umfangreiche Rekonstruktion des Museums zu ermöglichen.
Am 30. Januar 2015, 70 Jahre nach dem Massaker von Sonnenburg, wurde in Słonsk diese Erinnerungsstätte, neu gestaltet und durch weitere Exponate ergänzt, wieder eröffnet.
Es war ein großer Tag für den kleinen Ort an der Lenze. Zahlreiche Besucher, darunter hochrangige Vertreter verschiedener Behörden und Institutionen aus dem In – und Ausland, wohnten den Feierlichkeiten bei. Die Hauptperson war zweifelsohne der Großherzog von Luxemburg.
Zu seiner Begleitung gehörten auch ca. 30 bis 40 weitere Bewohner seines Landes.
Den Auftakt des Festprogramms bildete ein katholischer Gottesdienst, den ein Bischof und die beiden Ortsgeistlichen in der alten Johanniter -ordenskirche gestalteten. Leider war auch diesmal nicht an die vielen deutschen Gäste gedacht worden, die dem überwiegend auf Polnisch ablaufenden rituellen Geschehen mehr oder weniger verständnislos gegenüberstanden. Ihnen wenigstens an diesem Tag eine Übersetzung der Predigt zu überlassen, wäre doch bestimmt möglich gewesen.
Nach dem Gottesdienst setzte sich die Fahrzeugkolonne Richtung Priebrow ( Przyborow) in Bewegung. In der dortigen, jetzt durch einen Anbau erweiterten ehemaligen Schule fand das offizielle Begrüßungs -Programm statt. Es war schade, dass dazu viele der Wartenden aus Platzmangel nicht mehr eingelassen werden konnten. Anschließend folgte die Totenehrung auf dem ehemaligen am westlichen Ortsrand gelegenen Gefangenenfriedhof. Mit aufgepflanztem Bajonett angetretene polnische Soldaten in Kampfüniform gaben der Zeremonie ein besonderes Gepräge.
Bevor das rekonstruierte Museum auf dem früheren Zuchthausgelände seiner Bestimmung übergeben wurde, legten die Ehrengäste am Denkmal Blumen nieder. Auch der luxemburgische Großherzog gedachte hier noch einmal seiner ermordeten Landsleute.
Fotos: R. E. Nultsch, H. Habermann