Oststernberger Heimatbrief
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Lagow: Spuk auf der Burg

Aus Heimatbrief-Ausgabe 1/2014, Seite 24, vom 20.04.2014 Heinz Habermann

Wedekind, Eduard, L. Sternbergische Kreischronik, Zielenzig 1855, S.187, Bearb. H. Habermann

24_Schloss_Lagow_Sammlung_DunckerAuch unsre Ritterburg Lagow hat, wie jede andere deutsche Burg, ihre Geheimnisse und Geistererscheinungen gehabt. Wir geben hier wieder, was uns von Freundes Hand (dem Herrn Inspektor Erdmann in Sonnenburg) mitgeteilt worden: „Es war eine finstere Herbstnacht des Jahres 1796, gräßlich heulten die Stürme, dazu erscholl das Geschrei der Eulen und schwere Regenschauer schlugen an die hohen Bogenfenster der Burg zu Lagow. Damals herrschte daselbst der Komthur von Pannewitz, bei ihm befand sich ein Major von Barfuß zum Besuch, der ungeachtet des Aufruhrs in der Natur in Folge einer reichen Abendmahlzeit im rothen Zimmer des Schlosses fest entschlafen war. Da schlug es auf dem nahen Thurme 12 Uhr und sogleich erbebte von einem furchtbaren Stoße das ganze Schloß in seinen Grundfesten, die Thüren sprangen auf, ein gellender Laut zog durch das Gebäude und sandte an den gewölbten Gängen einen grausigen Wiederhall zurück. Der Schläfer erwachte, sah sich erschrocken um — sein Diener im anstoßenden Zimmer hatte bereits unter dem Bette eine sichere Zuflucht gesucht — und erblickte in dem großen Kamine eine blaue Flamme, die mit jedem Augenblicke heller und feuriger wurde und sich endlich zu einer völligen Reitergestalt ausbildete, an der nichts, selbst nicht das kleinste Spornrad fehlte. Dreimal rief der Major die Erscheinung an, die dreimal nur durch einen tiefen Seufzer antwortete, dann aber wieder in bläuliches Licht zerfloß. Hierauf war alles vorbei, der Major entschlief wieder und hielt am andern Morgen das ganze für einen Traum, obgleich auch sein Diener den furchtbaren Stoß, den gellenden Ton, und ein entsetzliches Gepolter gehört und den erstickenden Schwefelgeruch nachher verspürt hatte.
Am folgenden Morgen führte der Komthur seinen Gast im Schlosse und der Umgebung desselben umher. Sie gelangten von der Schloßtreppe auf den angrenzenden Kirchhof und — welcher Schauer überfiel den Major — gleich der erste Leichenstein, ein in Stein ausgehauener Johanniterritter, zeigt ihm das Bild der nächtlichen Erscheinung und eine daran befindliche Zuschrift giebt an, daß der Ritter gerade in der vergangenen Nacht vor dreihundert Jahren im benachbarten Forste gräßlich ermordet worden war. Der ausgehauene Ritter ist noch heute nach Aufhebung des Kirchhofes in der Mauer an der Kirchenthür zu sehen, sammt seinem Bruder in geistlichem Gewande. Der Major hat nie seinem Freunde von der Erscheinung etwas gesagt, darüber aber ein besonderes Promemoria abgefaßt, welches nach seinem Tode in Küstrin aufgefunden worden ist.

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