Heimatreise ins Sternberger Land – 21. bis 25. Mai 2012
Das Motto der Reise lautet: „Schlösser und Wälder“
Unterwegs waren wir mit dem bewährten Busunternehmer Willi Brust & Söhne.
Am Montag, dem 21.5.2012, fanden sich pünktlich 33 Heimat-Freundinnen und -Freunde am Berliner
Busbahnhof unter dem Funkturm zur Abfahrt um 11 Uhr ein. Zügig passierten wir Berlin in Richtung Küstrin. Es ging an Müncheberg vorbei zunächst nach Neu-Hardenberg, wo wir Schloss, Park und Schinkelkirche besichtigten. Der letzte Besitzer des Schlosses, Carl Hans von Hardenberg, gehörte zu dem Kreis der Widerständler gegen Hitler um Claus Schenk Graf von Stauffenberg, hat 1945 überlebt, ist 1959 gestorben, und er hat 1971 hinter der restaurierten Kirche seinen letzten Ruheort gefunden. Heute ist das Schloss ein 5-Sterne-Hotel, von einer Sparkassen-Finanzgruppe geführt, und zugleich ein Zentrum für Kunst und Kultur, Wissenschaft und Wirtschaftsethik. Führungen durch das Schloss, den sehr gepflegten Park und durch die Schinkelkirche werden angeboten.
Nicht weit entfernt von Neu-Hardenberg findet man das Wasserschloss „Schloss Gusow“, am Rande des Oderbruches gelegen. Hier konnten wir uns erst einmal mit Kaffee und Kuchen stärken. Der jetzige Besitzer des Schlosses (seit 1992) berichtete sehr interessant aus der historischen Vergangenheit von Schloss und Land, auch von der wechselvollen Geschichte der Nutzung des Schlosses nach 1945. Die letzten Besitzer bis 1945 waren die Familie von Schönburg-Glauchau. Man bemüht sich, das gesamte Gebäude zu sanieren. Das Schloss, das im 18. Jahrhundert der Familie Derfflinger gehörte, einem preußischen General und Feldmarschall, wird genutzt als Pension und Restaurant, und zugleich befindet sich darin das „Museum der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte“. Dazu gehört ein Zinnfiguren-Museum und eine Ausstellung „Wandel der Mode durch die Zeit“. Es gab sehr viel zu sehen, und es lohnt sich ein zweiter Besuch.
An Seelow vorbei ging unsere Fahrt, die Grenze wurde in Küstrin überschritten und Geld getauscht, und dann ging es über Zielenzig, Sternberg weiter nach Lagow. Hier wurden wir im Hotel „Lesnik“ wie immer herzlich begrüßt, die Zimmer wurden verteilt, und nach dem Abendbrot konnte noch beieinander sitzen, wer wollte. Der Besuch der Schlösser war sehr interessant.
Dienstag, 22.5.2012: Der Vormittag war vorgesehen für die feierliche Einweihung des Gedenksteines auf dem ehemaligen deutschen Friedhof in Lagow. (Darüber wird noch besonders berichtet.)
Am Nachmittag besuchten wir die Schlösser in Topper und in Görbitsch. Das Schloss in Topper mit seinen Nebengebäuden wird heute genutzt für behinderte und psychisch kranke Menschen. Wir hatten eine Führung durch gut und zweckmäßig eingerichtete Räume. Als Dolmetscher für den Nachmittag konnten wir den emeritierten katholischen Pfarrer aus Lagow, Herrn Noack, gewinnen.
Das Schloss in Görbitsch wird als Hotel unter dem Namen „PalacMagnat“ genutzt. Hier konnten wir u.a. den Spiegelsaal besichtigen und viele Einrichtungen des Umfeldes, wobei sich uns die Frage aufdrängte, ob diese Räume von den Gästen überhaupt genutzt werden.
Nach einer erholsamen Kaffeepause fuhren wir zurück nach Lagow. Hier erwartete uns im Schloss
Lagow, in der ehemaligen Johanniterburg, im überdachten Innenhof ein festliches Abendessen. Dazu waren auch der Bürgermeister von Lagow mit einer Frau geladen, Pfarrer Noack und sein jüngerer Amtskollege und einige polnische Bürger aus dem Heimatverein Lagow, die mit dem Ehepaar Sommer und anderen ehemaligen Lagower Bürgern dafür gesorgt haben, dass der Stein auf dem Friedhof gesetzt werden konnte. Nur die ungünstige Akustik des Raumes war den verschiedenen kurzen Reden des Abends etwas abträglich.
Mittwoch, 23.5.2012: Dieser Tag war wieder vorgesehen für Besuche in den Heimatorten, oder man konnte in Lagow bleiben oder auch wandern. Mein jüngerer Bruder Ulrich und ich, wir wanderten bei schönstem Wetter zur Försterei Bechensee mit einem Abstecher zur Buchwald-Höhe (227 m ü.M.). Dort steht neuerdings eine kleine Hütte. Und ein Hüttenbuch gibt es auch! Gegen 15 Uhr zog ein Gewitter auf, es regnete Strippen, und wir hatten unseren Schirm in Lagow liegen gelassen. Für 17 Uhr war ein Picknick an der Försterei geplant. Daraus wurde nichts. So mussten wir in das Hotel „Lesnik“ ausweichen und hier im Keller das vorbereitete Mahl einnehmen. Es wurde noch ein fröhlicher Abend, zumal wir den 84. Geburtstag von Heimatfreund Ernst Schwarz feiern konnten bei Sekt und Singen von Volksliedern und Lesen von Gedichten und lustigen Geschichten, was Ernst Schwarz sichtlich freute!
Donnerstag, 24.5.2012: Am Vormittag ging es nach Zielenzig. Im Johanniterhaus wurden wir von dem stellvertretenden Bürgermeister herzlich begrüßt. Und auch der Leiter des Hauses freute sich über unseren Besuch. Er hielt uns einen Vortrag über „Die Templer im Zielenziger Gebiet“. Bei der Führung durch das Haus konnte man eine Ausstellung von Schülerzeichnungen besichtigen und im Museumsbereich viele interessante Fotos von Gebäuden aus vergangenen Zeiten.
Anschließend folgten wir einer Einladung in das Zielenziger Lyceum. Hier wurden wir erwartet von einer Klasse der Deutschlehrerin, Frau Kucharska, die in deutscher Sprache das Märchen von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ aufführte. Wir spendeten großen Applaus. Später erzählte Frau Kucharska, dass die Klasse in den großen Ferien eine Fahrt nach Berlin plane. Um dieses Vorhaben zu unterstützen und als Dank für das gute Spiel sammelten wir spontan eine recht ansehnliche Summe. – Für das Mittagessen sorgte unser Busfahrer aus der Bordküche.
Wir besuchten dann das Schloss Gleißen, das auch als Hotel geführt wird, und die Schinkelkirche. Seit 1857 bis 1945 war das Schloss im Besitz der Familie Wartenburg. Frau Elke Pieper kannte sich im Schloss und im Park gut aus, war sie doch die Enkelin und später die Nichte der letzten Schlossbesitzer.
Unter ihrer Führung konnten wir das ehemalige Esszimmer der Familie bestaunen, das heute im Hotel als Empfangsraum genutzt wird. Frau Pieper berichtete davon, welche Möbel wo standen und wo sie als Kinder gesessen haben. Auch führte sie durch den jetzt zugewachsenen weitläufigen Park zum Mausoleum ihrer Verwandten und zur Schein-Ruine mit Blick auf das Schloss auf einer Anhöhe gegenüber.
Der lichte Raum der Schinkelkirche hinterließ einen nachhaltigen Eindruck. Man merkte, wie mit viel Liebe dieses Gotteshaus erhalten wird.
Bei der Rückfahrt auf der Strecke zwischen Königswalde, Zielenzig, Sternberg machten wir noch kurz Halt am Schloss Arensdorf. Der Zaun war offen, und so konnte man nicht nur an das unbewohnte Schlossgebäude herantreten, sondern es auch in allen Etagen durchschreiten. Frau Pieper kannte auch hier die ehemaligen Schlossbesitzer, die Familie von Böttinger, die hier bis 1945 gewohnt hat. Still ging jeder seinen Gedanken nach beim Durchschreiten der leeren Räume – ohne Fußbodenbeläge, ohne Möbel. Und Bäume und Sträucher wachsen wild bis an das Gebäude. Es bleibt der Eindruck von Verfall.
Freitag, 25.5.2012: Heimfahrt! Um 9 Uhr nach herzlicher Verabschiedung durch die Hotelleitung und durch Pfarrer Noack und Herrn Lüderitz ging die Fahrt über Spiegelberg nach Ostrow. Dort erwartete uns der deutschsprechende Oberförster, Herr Wasilkow aus Zielenzig, um uns durch den rund 6 Hektar großen Forstgarten mit Baumschule zu führen. Wir erfuhren bei der einstündigen Wanderung viel Wissenswertes über die Aufzucht von Keimlingen verschiedener Holzarten, die dann nach 2-3 Jahren Aufzucht in unterschiedliche Richtungen Polens verkauft werden.
Zur Erinnerung an unseren Besuch wurde in der Nähe des Ausgangs des Gartens eine Fichte gepflanzt, die auch noch eine Schild bekommen soll (Bild unten).
Nicht über die Autobahn, sondern direkt durch die Stadt trafen wir dann mit dem Bus nach 14 Uhr an unserem Abfahrtsort beim Busbahnhof am Funkturm in Berlin ein. Wir hatten eine sehr interessante Heimatreise! Herzlich bedanken wir uns bei H.-D. Winkler für die Vorbereitung und Leitung der Reise. Auch unserem Busfahrer sagen wir Dank für die sicheren Fahrten.
Waldtraut Winkler, Fotos: Heinz Habermann