Gedenksteineinweihung in Beatenwalde/Graby am 23. Oktober 2010
„Nur der Herr kennt ihre Namen“
Vor dem Hotel Zajazd „U Anki“ in Beatenwalde hatten sich die Heimatfreunde schon frühzeitig eingefunden. Für viele Teilnehmer war die Hinfahrt über Küstrin, Sonnenburg, Alt Limmritz und Kriescht mit dem immer wieder überwältigenden Blick über die weite abwechselnd mit Wasser bedeckten und von Erlen, Weiden und Pappeln geprägten Bruchlandschaft ein ergreifendes Erlebnis. Nun nutzten wir die Wartezeit zu einem Erlebnisaustausch und – wie in meinem Fall – zum unerwarteten Wiedersehen nach über 65 Jahren. Mein Schulkamerad Heinz Lier aus der einklassigen Dorfschule in Beatenwalde/Streitwalde stand plötzlich vor mir. Dann waren auch schon alle eingetroffen und wir begaben uns zum Friedhof. Die Einfahrt war umsichtig mit einem Hinweisschild versehen. Unser bewährter Freund, Heinrich Kwas´ny, übersetzte während der Einweihungszeremonie.
Herr Bürgermeister Czesław Symeryak der Gemeinde Kriescht begrüßt sehr herzlich die offiziellen Vertreter des Heimatkreises (H. Habermann, Manfred Tillack), sowie die ehemaligen Bürger von Beatenwalde unter den Gästen.
Als Repräsentanten der polnischen Seite sind anwesend Herr Tomaschewski, Vorsitzender des Rates und die Beigeordneten der Gemeinde sowie auch der Vorsitzende von Krzemów (Scheiblersburg)–Łukomin (Streitwalde) und deren Bürgermeisterin.
Wir wollen hier in Beatenwalde das Denkmal für alle Menschen, die hier einmal gewohnt haben, einweihen.
Herr Pfarrer Jacek Makowiecki aus Kriescht wird hier und heute den Gedenkstein weihen. Dieser Gedenkstein ist bereits der vierte. Der erste wurde in Kriescht 2001 errichtet. Die anderen zwei wurden letztes Jahr in Rauden (Rudna) und Neudorf (Maszków) geweiht.
Wir haben noch zwei weitere Gedenksteine gemeinsam enthüllt in Költschen und Mauskow, aber nicht auf den Friedhöfen sondern an den Kirchen dort. Zusammengefasst sind das also sechs Gedenksteine zur Ehrung der ehemaligen Einwohner.
Das ist ein Ergebnis unserer regelmäßigen Treffen und der bereits über viele Jahre bewährten Zusammenarbeit mit dem Heimatkreis, die auch schon 1998 mit Herrn Hans Steinborn bestand. Auch der Vorgänger im Bürgermeisteramt ist sehr dankbar, dass die Zusammenarbeit bis heute geht.
Der Gemeinderat hat der Aufschrift auf dem Gedenkstein zugestimmt und auch die Oberförsterei in Königswalde, in deren Zuständigkeitsbereich der Friedhof liegt, hat mitgeholfen, dass diese Einweihung stattfinden kann. Die Organisation lag in den bewährten Händen des Gemeindesekretärs (Sekretarz Gminy) Stanisław Nazwalski, der mit Manfred Tillack vom Heimatkreis, wie schon letztes Jahr, die Einzelheiten für die Errichtung des Gedenksteins festgelegt hat.
Bevor Herr Pfarrer Jacek Makowiecki den Stein weiht, macht er in seiner Weiheansprache die Bedeutung deutlich: „In ein paar Tagen wird Allerheiligen begangen. Dann werden unsere Friedhöfe von allen besucht. Im Grunde leben ja alle Friedhöfe. Auch dieser Friedhof hier ist lebendig. Wir glauben sehr fest daran, dass der Tod die Form des Lebens wechselt, aber dieses nicht beendet. Daher gedenken wir unserer Toten, indem wir Gedenksteine errichten. Wir legen Blumen nieder und entzünden Lichter. Heute ehren wir mit dem Grabstein die Toten und sind ihnen dankbar, dass sie hier lebten und wirkten. Wir müssen aber auch bedenken, dass auch Granitsteine vergänglich sind. Deswegen müssen unsere Gedanken ewig an die Toten in unseren Herzen bleiben. Der Herrgott kennt sie und denkt an sie. So steht es auf dem Gedenkstein. Deswegen werden wir jetzt nach der Weihung gemeinsam das Vaterunser beten und an sie denken.“
Die Feier endet mit der gemeinsamen Kranzniederlegung und der Ansprache des Vorsitzenden des Heimatkreises: „Mit dieser Gedenksteinweihung hält der Heimatkreis Oststernberg, halten wir alle die Erinnerung wach an die Menschen, die einst hier in Beatenwalde und im ganzen Kreis Oststernberg lebten. Eingeschlossen in diese Erinnerung ist auch mein Bruder, der hier auf diesem Friedhof ruht.
Wir sehen darin, dass die Spuren unserer Geschichte in unserer Heimat auch als Teil der Geschichte der Heimat ihrer jetzigen Einwohner empfunden wird.“
Im Lokal „U Anki“ hatte der Wirt Tomasz die Tafel für das gemeinsame Mittagessen anrichten lassen. Hier wurde die Zeit für einen regen Gedankenaustausch und Tischreden genutzt.
Unser Heimatfreund. Dr. Munkow, richtet seinen Dank an die polnischen Partner, dass es trotz der bitteren Last in unserer Historie zu einer solchen gemeinsamen Arbeit gekommen ist.
Der Vorstand des Heimatkreises zeichnet bei dieser Gelegenheit Herrn Bürgermeister Symeryak, für die „langjährige und gute Zusammenarbeit“ mit dem Heimatkreis Oststernberg mit der „Silbernen Ehrennadel“ des Heimatkreises aus. Ein besonderer Dank geht auch an Herrn Stanisław Nazwalski, der mit seinem persönlichen und routinierten Einsatz entscheidend für das Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen hat.
Dem Vertreter der Oberförsterei Königswalde (Nadles´nictwo Lubniewice) wird als kleine Geste das persönliche Exemplar der Topografischen Karte 1:25000 des Gebietes Kriescht–Beatenwalde-Neudorf übergeben. Auf dieser Karte sind fast jeder kleine Weg, Steg, Haus und Baum (natürlich auch dieser Friedhof) im Zustand von etwa 1940 verzeichnet.
H. Habermann