Ein ungewöhnlicher Brief
Liebe Freunde Lagows,
liebe Freunde des Heimatkreises!
Vor einigen Tagen brachte die Post mir einen Brief von einer mir unbekannten Frau mit ungewöhnlichem Inhalt. Neugierig öffnete ich ihn. Er enthielt zwei Bilder in Postkartengröße und ein kurzes Anschreiben.
Was hat mir diese Frau Thiele aus Ragow-Merz wohl mitzuteilen, fragte ich mich voller Spannung, schaute mir aber zuerst die Bilder an. Ein Bild zeigte drei Männer beim Zersägen eines gewaltigen Eichenstammes, das andere Frauen auf einem Erdbeerfeld. Mir stockte das Herz: In der einen von den vier Frauen, die für den Fotografen das Erdbeerpflücken unterbrachen, sich in eine Reihe aufstellten und freundlich lächelnd in die Linse schauten, erkannte ich mein liebes Mütterlein. Was für eine Überraschung und große Freude! Meine Mutter muss da nicht einmal 30 Jahre alt gewesen sein.
Schnell las ich den Brief. Eva Thiele, geb. Träger, aus Lagow schickte mir diese zwei Bilder für unseren „Raum des Erinnerns“. Ich freue mich in doppelter Hinsicht, denn für unsere Ausstellung benötigen wir noch mehr Material, Fotos, Texte mit Lebenserinnerungen, Dokumente und vielleicht auch den einen oder anderen Gegenstand. Wir wären auch über Ideen, Wünsche und Vorschläge zu diesem Projekt dankbar.
Danke allen, die schon auf unseren Aufruf reagiert haben und Erinnerung an alle, die schon angerufen haben. – Bitte schickt eure Bilder schnellst möglich an uns ab!
Anfang Mai werden Helmut Sommer, meine Schwester Christa Weidlich, mein Mann und ich wieder nach Lagow fahren, um mit unseren polnischen Freunden über die Ausgestaltung des Raumes zu sprechen. Wir warten noch auf Antwort aus Lagow. Einladungen an den Arbeitskreis werden rechtzeitig geschickt.
Bis dahin hoffen wir, dass sowohl von polnischer als auch von unserer Seite noch weiteres Material da sein wird.
Annita Zajonzek-Müller
Ostfildern, im Februar 2011
LAGOW
von
Erwin Zipter
19.9.1929 – 15.2.2011
Hohe Buchenwälder rauschen,
ruhig liegt der weite See.
Herzen lauschen in der Ferne,
hoffend, voller Sehnsuchtsweh.
Lagow, deine alten Gassen,
deine stolze, feste Burg,
wie des roten Adlers-Schwingen
klingt dein Name immer durch.
Märkisch waren deine Wälder,
märkisch war dein weißer Sand.
Märkisch blieben deine Menschen,
auch im fernen fremden Land.
Heimat, wo bist du geblieben?
Wir denken dein viel Tausendmal.
Deine stolzen Burgeszinnen
grüßt von uns ein Sonnenstrahl.
1954