Oststernberger Heimatbrief
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Die Deutsch-Polnische Begegnung in Schermeisel am 29. Mai 2010

Aus Heimatbrief-Ausgabe 2/2010, Seite 24, vom 20.08.2010 Hans-Dieter Winkler

mit den Höhepunkten: Der Ökumenische Gottesdienst und die Enthüllung eines Denksteines für die ehemaligen jüdischen Bürger von Schermeisel und Grochow.
Einhellig war das Urteil der Teilnehmer an der Deutsch-Polnischen Begegnung in Schermeisel am Sonnabend, dem 29. Mai 2010, an dem sonnenschönen Tag mit einem Wort: Gelungen!
Die Kirche in Schermeisel war um 11 Uhr von vielen Einheimischen und von deutschen Gästen gut besucht. Der katholische Pfarrer des Ortes, Adam Wijatkowski, begrüßte die Gemeinde und führte durch den Gottesdienst. Die biblischen Texte wurden in polnischer und deutscher Sprache gelesen, die Predigt und die Gebete wurden übersetzt, und es wurden polnische und deutsche Kirchenlieder gesungen. Für die deutschen Teilnehmer des Gottesdienstes war eine schriftliche Ordnung vorbereitet worden. Der Pfarrer in Ruhestand, Hans-Dieter Winkler, hielt eine kurze Predigt über einen Text, der als Lesung des Tages gewählt war, aus dem Johannes-Evangelium Kapitel 20, 19-23. In diesem Text wird berichtet, wie Jesus nach seiner Auferstehung seinen Jüngern erscheint und sie zweimal begrüßt mit dem Ruf: Friede sei mit euch! Und er rüstet sie aus mit Vollmacht, Menschen zu einem heilen Leben zu helfen. Im Anschluss an den Gottesdienst hielt der Bürgermeister von Zielenzig,  Herr Michal Deptuch, eine Begrüßungsansprache.
Als ein Zeichen ökumenischer Verbundenheit überreichte Pfarrer Winkler dem katholischen Pfarrer den eisernen großen Kirchenschlüssel der Schermeiseler Kirche, den der evangelische Pfarrer Otto Berendts 1945 mit auf die Flucht genommen hatte und der nun nach 65 Jahren wieder als Schlüssel der Kirche dienen kann.
Im Blick auf die Enthüllung eines Denksteines für ehemalige jüdische Bewohner von Schermeisel und Grochow berichtete in der Kirche der Leiter des Museums von Meseritz, Herr Kirmiel, über die Juden in Schermeisel und Grochow in der Vergangenheit. (Ausschnitte aus diesem Bericht werden in einem der nächsten Heimatbriefe veröffentlicht werden.)
Schermeisel hatte seit 1830 eine aus Stein gebaute Synagoge. Diese war in der Kristallnacht in Brand gesteckt worden, wurde aber gleich wieder gelöscht. Erst Anfang der 90er Jahre ist sie als baufälliges Gebäude abgetragen worden. An diese Stelle ist nun ein Denkstein gesetzt worden mit der Aufschrift – in hebräischer Schrift
GEDENKE
und in polnisch und auf deutsch
ZUM GEDENKEN AN DIE JÜDISCHEN BÜRGER
VON SCHERMEISEL UND GROCHOW –
DEN OPFERN DES FASCHISMUS
EHEMALIGE UND HEUTIGE BÜRGER – 2010
und das Zeichen des sechseckigen Davidssterns ist in den Stein geritzt.

(Foto: Wiernowolski)
(Foto: Wiernowolski)
(Foto: privat)
(Foto: privat)

 

 

 

 

 

 

 

 
Die Gemeinde ist vom Gottesdienst aus zu dem Ort des Steines gewandert und mit kurzen Ansprachen und einem jüdischen Totengebet – das Kadisch sprach ein Kantor – ist der Stein der Öffentlichkeit übergeben worden. Dieser Stein ehrt nicht nur die Opfer aus der Vergangenheit, sondern auch die, die ihn gesetzt haben.
Innerlich bewegt sind dann alle wieder zum Festplatz gegenüber der Kirche zurückgegangen, wo eine Mahlzeit vorbereitet worden war. Danach gab es ein Kulturprogramm, das von Schülern gestaltet wurde, mit Musik und Darstellung von Märchenszenen. Auch gab der Grochower Bläserchor sein Bestes. Gegen 15 Uhr brachte ein Bus die deutschen Gäste nach Grochow und später wieder zurück.
Bürgermeister Deptuch fasste dann in einer kurzen Ansprache den Tag zusammen, und zum Schluss versammelten sich noch Interessierte in der Schule zu einem Rundgespräch. Deutsche Teilnehmer dieses Gespräches berichteten von ihren Empfindungen im Blick auf den zurückliegenden Tag und ihre Erlebnisse in der Vergangenheit. Von polnischer Seite berichteten Frauen, wie ihre Eltern ihr Leben nach 1945 in Schermeisel gestaltet haben.

Wie schön ist es, im Frieden zu leben!
Hans-Dieter Winkler

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