Moritzfest 2009
Das diesjährige „Moritzfest“/„Maurycjada“ fand am 21. Juni in Sonnenburg/Slonsk statt. Erstmals wurde dafür der ehemalige Böhmersche Park genutzt. Max Böhmer (1878-1951) war vor dem Krieg der Besitzer des Sonnenburger Elektrizitätswerkes und die Familie bewohnte ein großes Anwesen, zwischen Linden- und Prinzenstraße gelegen.
Diese räumliche Verlegung des Moritzfestes ist zu begrüßen. Da zuletzt auch die „weisse Brücke“ über die Lenze vor der Schloßruine gesperrt war, macht das Areal dort einen wenig einladenden Eindruck. Der Vorteil im Park besteht ohnehin in der massiven, überdachten Bühne, die von der Kommune für diverse Kulturveranstaltungen errichtet wurde. Der Halbkreis vor der Bühne bot Platz für Sitzgelegenheiten. Zusätzlich waren Tische und Bänke im Gelände aufgestellt worden. Da die Mikrofonanlage auf der Bühne eine gute Tonqualität gewährleistete, konnte von überall das Programm verfolgt werden.
Die technische Ausrüstung und den Ablauf des Programms betreffend kann den Veranstaltern ein Lob gezollt werden. Es gab keine Pannen, keine längeren Kunstpausen und auch die Übersetzungsprobleme aus dem Vorjahr waren beseitigt. Den Mitwirkenden standen zusätzlich Zelte zur Vorbereitung zur Verfügung.
Das Programm war kurzweilig und fand den Beifall der zahlreich erschienenen Gäste. Darunter waren auch etwa 30 Personen aus dem Kreis der Sonnenburger, d.h. Heimatfreunde, die dort geboren sind, Familienangehörige oder auch schon Nachfahren. Auch ca. ein Dutzend Mitglieder der Heimatfreunde Riedersdorf unter Mitwirkung von Frau Siedler nahmen wieder am Moritzfest teil.
Nach dem obligatorischen Umzug galt die Aufmerksamkeit dem Geschehen auf und vor der Bühne. Der Spielmannszug aus Drossen/Osno mit der schmucken Mädchenformation ist inzwischen eine feste Größe dieser Veranstaltung. Dieser durfte das Programm eröffnen, nachdem Izabella Engel und Pawel Kisielewski alle Gäste begrüßt und nachdem Pfarrer Drozd den Segen für dieses Moritzfest, insbesondere auch für die Wetterbedingungen, erbeten hatte. Sein Bitten wurde übrigens erhört. Einen Tag vorher hatte es in Strömen gegossen, aber während des Festes war schönes Wetter.
Besonders gespannt durfte man auf den Auftritt des Kinderchores aus Angermünde sein. Nach einjähriger Pause trat das Ensemble unter der Leitung von Dorothea Janowski in diesem Jahr mit mehr Kindern, verstärkter musikalischer Begleitung (Tasteninstrument, 3 Geigen, 1 Cello) und einem neuen, anspruchsvolleren Stück auf. Das dargebotene, sogenannte Kindermusical „Till Eulenspiegel“, unterstütze das Bemühen der Veranstalter, das Moritzfest noch stärker als Kinderfest auszugestalten.
Die jungen Darsteller, durch passende Requisiten und Kostümierung in ihrem Spiel unterstützt, agierten sehr natürlich, von Lampenfieber keine Spur. Die Zwischentexte hatte die Lehrerin Eva Majchrzak ins Polnische übersetzt und trug diese auch selbst vor. Der Beifall war der verdiente Lohn für eine gelungene Darbietung. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß die Verantwortlichen um Frau Janowski an diesem Tag auf die Entgegennahme eines Preises für den Chor verzichteten und den Termin in Sonnenburg wahrnahmen.
Wie das Motto des Programms „Ritterjahrmarkt und Spiele“ versprach, sollten auch bei der 6. Auflage des Festes einige Vertreter des edlen und tapferen Standes aus dem Mittelalter zu bewundern sein. Aber es waren andere Ritter als sonst. Sie kämpften nicht und es waren auch keine Burgfrauen zu beschützen. Von gelegentlichen Böllern abgesehen, lagerten sie friedlich und demonstrierten, wie z.B. ein Schmied damals dem Eisen zu Leibe rückte. In ihrem Schatten gedieh altes Handwerk, wie Weben, Papierschöpfen und Töpfern einschl. Bemalen. Jeder Besucher hatte die Möglichkeit seine Geschicklichkeit dabei zu testen. Am Stand des „Rittermahls“ konnten sich die Besucher wie gewohnt mit Speisen und Getränken versorgen. Die deutschen Gäste erhielten kostenlose Verzehrbons, wie viele andere Teilnehmer auch.
Zum ersten Mal im Programm war Gabriele Grahl aus Chorin mit ihrer Drehorgel, allgemein Leierkasten genannt. Sie bereicherte das Fest. Zunächst hatte sie Mühe gegen den Lärm von der Bühne anzuspielen und die Aufmerksamkeit der Besucher zu bekommen. Nachdem aber Pawel Kisielewski Frau Grahl auf die Bühne bat und vorstellte, konnte sie zeigen, welche virtuosen Töne in dem Kasten schlummern. Von Johann Sebastian Bach bis Paul Lincke reicht das Repertoire.
Den Abschluß des Moritzfestes bildete erneut die Prämierung der besten Kostüme bei den Kleinen und den Großen. Auch in diesem Jahr waren originelle Einfälle zu bewundern. Damit klang ein rundum gelungener Nachmittag aus.
Texte und Fotos: Ernst Schilling