Die Heimatreise mit dem Standort Lagow
vom 08.06. bis 12.06.2009
Voller Erwartung fanden sich alle Reisenden am 08. Juni pünktlich am Busbahnhof Berlin Messegelände ein. Wir konnten somit um 11.35 Uhr abfahren. Es ging mit dem Bus quer durch Berlin Richtung Müncheberg, Seelow, Küstrin nach Vietz/Vitnica, wo uns Herr Czarnuch, ein ehemaliger Lehrer, im Museum erwartete. Er führte uns von dort mit den nötigen Erklärungen in deutscher Sprache in dem weiträumigen Wegepark zu alten Grenzsteinen, Wegweisern, zu einer Ein-Mann-Bunkeranlage, zu einem großen Block der ehemaligen Berliner Mauer, zu alten landwirtschaftlichen Geräten bis hin zu dem Park der Vertriebenen, wo z.B. auch Orte der Zuflucht aufgeschrieben waren.
Spät am Nachmittag brachen wir dann über Költschen fahrend nach Zielenzig auf, wo wir unseren unentbehrlichen Dolmetscher Heinrich Kwasny abholten, der uns in den kommenden Tagen begleitete. Weiter ging die Fahrt über Sternberg/Torzym nach Lagow, wo wir wieder Quartier nehmen konnten im Hotel Lesnik. Die Begrüßung dort war wie immer sehr herzlich durch das Ehepaar Fiedukowicz. Nachdem alle ihre Zimmer hatten, ging es zum Abendessen. Und danach traf man sich zum Erzählen im Party-Keller. Stühle und Tische wurden zusammengerückt, Getränke waren bereitgestellt. U.a. wurde eine Programmänderung für den Nächsten Tag angesagt. Weil am Donnerstag in Polen ein Feiertag war anlässlich Mariä Himmelfahrt mußte die Ausfahrt nach Züllichau und Schwiebus auf den Mittwoch vorverlegt werden.
Am 2. Reisetag ging die Fahrt zunächst nach Zielenzig. Wir besuchten als erstes im Stadtpark den Gedenkstein der Vertriebenen und Toten der Stadt Zielenzig und des Kreises Oststernberg. Hans-Dieter Winkler legte einen Blumenstrauß nieder, und wir beteten das Vaterunser. Zu Fuß legten wir dann den kurzen Weg zurück zur ehemaligen Mittelschule. Dort empfingen uns die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse mit ihrer Deutschlehrerin, Frau Kucharska. Sie leiteten uns zur Aula im Oberstock, wo sie das Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ in deutscher Sprache aufführten. Es war für alle ein köstlicher Spaß, wie die Jugendlichen mit viel Phantasie zu Musik und Spiel „sich ins Zeug warfen“. Als Zugabe gab es den originellen Zwergentanz noch einmal. Und wir konnten großen Applaus spenden und etwas Geld als Beitrag zu einer Reise der Klasse nach Potsdam. Für die Mittagsmahlszeit sorgte unser freundlicher Busfahrer: Schmalzbrote, lange Würstchen und guten Kaffee. Danach besichtigten wir das neu entstandene Johanniterhaus an der Posturn in der Nähe einer alten Mühle. Wir waren beeindruckt von dem Bau, der Altes und Neues gut mit einander verbindet. Das Haus ist vornehmlich gedacht als Stätte Deutsch-Polnischer Begegnung. Zugleich wird in dem Haus untergebracht sein das Standesamt der Stadt, ein Museum und eine Galerie. Natürlich gibt es da unterschiedlich große Tagungsräume und auch etliche Zimmer für übernachtungen. Nachdem Bürgermeister Deptuch zur Geschichte des Hauses, zu der Finanzierung des Baus und zur zukünftigen Nutzung des Hauses gesprochen hatte und uns als Gäste herzlich begrüßt hatte, führte uns der Leiter des Hauses, Herr Cielluch, durch die Räume bis in das 2. Stockwerk. Es fehlt noch jegliches Mobiliar, was man aber in absehbarer Zeit hofft realisieren zu können, damit die Arbeit des Hauses beginnen kann. Am späten Nachmittag sollte noch eine kleine Rundfahrt unternommen werden, die uns über Gleißen, Königswalde, Tempel, Grochow, Schermeisel, Langenpfuhl, Schönow nach Lagow führte. In Schermeisel überraschte uns ein heftiges Gewitter, sodaß der Bus stehen bleiben musste. Nach dem Abendbrot bekamen wir Besuch: Zwei polnische Oberförster stellten sich und ihre Arbeit vor. Sie berichteten über den Waldbestand, Beobachtungen zu Klimaveränderungen und berichteten davon, dass im Jahr 2006 ein neuer Rad- und Wanderweg angelegt worden sei von Zielenzig ausgehend um den Truppenübungsplatz Wandern mit dem Tschetschsee und den Bechenseeen. Sie fragten nach den Gedenksteinen in der Lagower Gegend.
Am 3. Tag ging es in die Städte Schwiebus und Züllichau.
Bei klarem Wetter rollten wir auf der Europastraße zügig nach Schwiebus. Um 11 Uhr war im Museum im Rathaus eine Führung angemeldet. Doch das Museum war inzwischen wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Stattdessen bekamen wir eine Führung durch die Altstadt. Die Verständigung war etwas schwierig, so daß Heinrich Kwasny immer wieder einspringen musste. Zum Schluß besichtigten wir die Stadtkirche. Zum Mittagessen stärkten wir uns in einem kleinen Restaurant in der Nähe im Zentrum der Stadt, zufrieden über das vielseitige und reichliche Angebot auf Kosten der Reisekasse. – In dem Städtchen Züllichau erwartete uns eine Führung durch die Altstadt. Mein Erstaunen war groß: Ein alter Bekannter aus der Führung im Jahr 2008 in Grünberg, Herr Kasimir Meyer, stellte sich uns als Stadtführer vor, fröhlich und deutsch-sprechend. Die Stadt Züllichau ist im Jahr 1302 erstmals urkundlich erwähnt, sie feierte im Jahr 2002 ihr 700-jähriges Bestehen. Das Rathaus stammt aus dem 14. Jahrhundert, ebenso die mittelalterliche Stadtmauer. Das Stadtschloß drohte nach 1945 zu zerfallen, nachdem es jahrelang als Heimstatt für behinderte Kinder genutzt wurde. Es soll jetzt wieder aufgebaut und darin ein Museum eingerichtet werden, nachdem die Renovierungsarbeiten an der davor stehenden Schloßkiche abgeschlossen sind. Die Schloßkirche wird nicht mehr als Kirche genutzt. Man hat in sie einen Mehrzwecksaal gebaut für Theateraufführungen, Konzerte, Vortrags- und Filmveranstaltungen. Unter dem Saal befindet sich ein geräumiges Cafe. Die Rückfahrt von Züllichau war mit einem Stau und mit Umwegen verbunden, und mit Verspätung kamen wir zu dem Ort in der Nähe des Bechensees, wo früher die Försterei Bechensee gestanden hat und wo heute für den Rad- und Wanderweg ein Platz für Picknickhalten eingerichtet ist. Hier war alles längst vorbereitet durch unser fürsorgliches Gastgeberehepaar Fiedukowicz vom Hotel Lesnik in Lagow: Holzfeuer, Essen, Tische, Bänke, Getränke. Zu dem Abend draußen fanden sich geladene Gäste ein, der Revierleiter des Ortes, der Oberförster von Zielenzig und andere Gäste. Heinrich Kwasny hatte viel zu tun als Übersetzer und Vermittler. Ihm sei dafür extra Dank gesagt! Später erklangen deutsche Volkslieder. Es war ein schöner und harmonischer Abend im Buchenwald. Übrigens: Die 8 kleinen Douglasien von den 8 großen, die anlässlich der Einweihung des Rad- und Wanderweges im Jahr 2006 gepflanzt worden sind, haben schon fast Mannshöhe!
Am 4. Aufenthaltstag war Fronleichnamstag, ein katholischer Feiertag. Dieser Tag wurde genutzt, dass einige Mitreisende die Möglichkeit bekamen, in ihre Heimatorte gebracht zu werden, um dort einige Stunden zu verweilen. Andere nutzten die Zeit zum Wandern, zum Ausruhen und zum Spazierengehen in Lagow. Am Abend gab es dann ein großes Erzählen, was die einzelnen erlebt hatten. Ich schloß mich einer Wanderung mit dem Ehepaar Munkow an. Von Wandern aus ging es zum Ankensee über das „rote Fließ“ durch den Buchenwald – etwa 12 km Fußweg hin und zurück.
Es nahte der Abschiedstag mit Wehmut und mit herzlicher Verabschiedung, der 5. Tag.
Über Zielenzig und Drossen fuhren wir nach Frankfurt/Oder. Man schlenderte kurz über den Polen-Markt. Für das leibliche Wohl sorgte wieder zu Mittag unser guter Busfahrer.
Als krönender Abschluß führte uns unser Weg zur Marienkirche in Frankfurt/Oder gegenüber dem alten Rathaus. Die Marienkirche, im 13. und 14. Jahrhundert erbaut – 1945 zerstört und Jetzt wieder aufgebaut –, ist heute ein Magnet für viele Besucher, weil seit wenigen Jahren wieder 3 mittelalterliche Glasfenster in ihrer Farbenpracht zu sehen und zu bewundern sind. Die 3 Fenster im Chorraum – links das Schöpfungsfenster, in der Mitte das Christusfenster und rechts das Antichristfenster – bestehen aus 117 Tafeln, die vor 1945 ausgelagert worden sind, als verschollen galten und ab 2002 aus der Petersburger Ermitage wieder nach Frankfurt zurückgeführt werden konnten, restauriert wurden und in der Kirche wieder an ihrem alten Ort eingebracht werden konnten. H.-D. Winkler gab eine kurze Einführung in die Fenster und besonders in das Antichristfenster, machte auf Besonderheiten aufmerksam und wies zugleich hin auf die anderen 7 modern gestalteten Fenster im Chorraum der Marienkirche. Wieder wartete der Busfahrer auf uns, denn wir wollten wegen der Bahnanschlüsse pünktlich in Berlin sein.
Es waren schöne und interessante Tage in der alten Heimat, voller Harmonie.
Hans-Dieter Winkler möchten wir herzlich danken für die viele Arbeit des Planens und der Durchführung. Unserem Busfahrer ebenfalls herzlichen Dank für sein sicheres Fahren und für seine Freundlichkeit zu jeder Zeit.
Bis zum nächsten Jahr!
Waltraut Winkler