2. Heimatbesuch in (Limierzyce) Limmritz
Mit meiner Schwester vom 29. Juni bis 3. Juli 2015
von Sigurd Weiche
Hemer im September
Hallo Herr Praetsch
Die Anreise mit dem PKW von Hemer über Essen, und von dort mit meiner Schwester weiter über die A2 nach Berlin, dann auf die B1 über Küstrin nach Sonnenburg. Ankunft bei schönem Wetter, am späten Nachmittag, einchecken im Hotel, und gleich weiter nach Limmritz. Herzliche Begrüßung durch Frau Jadwiga Krasicka, der jetzigen Besitzerin unseres ehemaligen Anwesens in der Bruchstraße. Wir wurden sofort bewirtet, hatten viel zu erzählen, Jadwiga spricht ja deutsch. Wir sahen uns Bilder an, machten einen kleinen Rundgang durch Limmritz und besichtigten auch die Kirche, wo ein Gottesdienst stattfand. Es war spät, als wir zurück ins Hotel kamen.
Am zweiten Tag trafen wir uns um 9 Uhr wieder in Limmritz, Frau Jadwiga stellte uns ihren Sohn Marek vor, der uns vom Hof aus mit seinem Suzuki-Landrover querfeldein zur ehemaligen Försterei brachte. Von dort wanderten wir mit Jadwiga zum Moritzstein, dann weiter durch den Wald entlang der „Postum” bis zur der kleinen Quelle im Wald. Dort trafen wir wieder Marek und wanderten mit ihm weiter bis zu dem neuen Schöpfwerk. Unterwegs hörten wir den Kuckuck rufen. An vielen alten Bäumen waren die Nagespuren von Bibern zu sehen und einige Bäume sogar gefällt für eine Biberburg. Man überlässt alles der Natur, es ist wunderschön, wir hatten auch mit Mücken zu kämpfen. Am Schöpfwerk wurde gerade ein großer Holzschieber repariert, der mit einem großen Baukran aus dem Wehr gezogen wurde. Die Biber hatten darin ein großes Loch genagt.
Hinter dem Schöpfwerk fängt das Naturschutzgebiet Warthebruch an. Wir sahen Störche, Reiher, Gänse, Enten usw. Nach dem Mittagessen in Sonnenburg war der Besuch des neuen Museums angesagt. Dort erfuhren wir, das noch einen Tag vor der Einnahme durch die Rote Armee, 700 Gefangene im ehemaligen KZ erschossen wurden. Es sind viele erschütternde Bilder zu sehen, vom alten Zuchthaus Sonnenburg bis zum heutigen Gefängnis. Nun ging es nach Ögnitz, aber quer durch den Wald, Marek zeigte uns die Stelle, wo die Munitionsfabrik im Krieg war. Einen alten Aussichtsturm der Wehrmacht, mehrere Unterstände und Bunker aus der Kriegszeit, die Natur hat inzwischen alles überwuchert. Nur Ortskundige finden diese alten Stellen im Wald noch. In Ögnitz besuchten wir den Geburtshof unserer Oma und das Anwesen unseres Neffen, Reinhard Rennert. Zurück ging es nach Limmritz zum Kaffee, Jadwiga hatte eine Torte gebacken, die uns besonders gut schmeckte.
Am dritten Tag holten uns Jadwiga und Marek um 9 Uhr vom Hotel ab. Gemeinsam fuhren wir in Richtung Küstrin, bis zu dem dreistöckigen Aussichtsturm, von dem man die Warthe und das Vogelschutzgebiet weit überblicken konnte. In den Wiesen viele Störche, Gänse und Kraniche mit Jungen. Über uns kreisten auch Greifvögel. Anschließend besuchten wir im naheliegenden Wald einen alten Bunker, der schon wie eine Tropfsteinhöhle im Anfangsstadium aussah.
Danach fuhren wir zu einem Dorf, das 1945 von der Ukraine mit allen Bewohnern umgesiedelt wurde. Frau Jadwiga hat ja auch ukrainische Wurzeln und eine Tante von ihr wohnt dort in diesem Dorf. Unweit davon sahen wir uns noch die Überreste von dem sogenannten Ostwall an. Marek hatte eine Lampe dabei, ohne diese wäre es nicht möglich gewesen die alten Bunker zu besichtigen. Auch hier holt sich die Natur wieder alles durch Überwucherung zurück.
Nach dem Mittagessen fuhren wir nach Küstrin. Dort besichtigten wir die neue Gedenkstätte der alten Festung und den neu restaurierten Bahnhof, der jetzt so aussieht, wie er wohl früher einmal war. Die Neustadt besteht nur aus Plattenbauten. Gegen Abend ging es wieder zurück nach Limmritz um die Kaffeestunde mit dem Rest der Torte zu genießen. Am vierten Tag fuhren wir von Limmritz über Kriescht nach (Osno-Lubuskie) Drossen, denn dort ging Jadwiga zur Schule. Drossen ist eine wunderschöne Stadt, mit einem schönen Rathaus, einer großen Kirche, die zur Zeit restauriert wird, einer alten Stadtmauer mit Turm, einem Badesee usw. Im Rathaus haben wir ein kleines Museum besucht, in dem aus der alten deutschen Geschichte viel zu sehen ist. Die Kirche konnten wir auch besichtigen, im See hätten wir am liebsten gebadet, weil es so heiß war.
Wir verabschiedeten uns von Marek, er musste zur Arbeit. Mit Jadwiga fuhren wir nach (Gorzow), Landsberg an der Warthe, wo sie lange lebte, bevor sie sich in Limmritz niederließ. Unterwegs kehrten wir zum Mittagessen ein, danach kamen wir in eine polnische Zollkontrolle, aber ohne Probleme. In Landsberg (z. Zt. 70000 Einwohner ) parkten wir in einer neu eröffneten Tiefgarage und besuchten zuerst ein Museum mit Bildergalerie, das in einer großen alten Villa der früheren Familie Schmitz untergebracht war. Anschließend machten wir einen Spaziergang durch die Stadt, besichtigten die große Kirche und einige alte guterhaltene Gebäude. Danach die neue Ufer – Promenade mit Einkehr in einem Eiscafé, es war ja so heiß. Wieder in Limmritz angekommen, machten wir noch einen Abstecher nach Woxfelde, um dort die Kirche und den Friedhof zu besichtigen. Jadwiga zeigte uns auch das neue Anwesen eines Holländers, der sich dort eingekauft hat. In Limmritz verabschiedeten wir uns von Jadwiga, ohne ihre Deutschkenntnisse hätten wir nur halb so viel von der alten Heimat gesehen und erlebt. Sie ist für uns ein „Glücksfall.”
Am fünften Tag traten wir die Rückreise bei über 30°C an, fuhren aber von Sonnenburg die Landstraße über Drossen (Osno-Lubuskie) nach Frankfurt. Diese Strecke ist 10 km kürzer und lässt sich gut fahren. Eigentlich wollten wir in Frankfurt den Polenmarkt besuchen, waren aber plötzlich auf der Autobahn. Wohlbehalten kamen wir am Abend zu Hause an. Die Reise werden wir noch lange in Erinnerung behalten.