Nachruf zum Tod des Theaterregisseurs Fritz Marquardt
„Berliner Zeitung“ v. 27. März 2014 +4.03.2014
Überschrift aus dem „Nachruf Zum Tod des Theaterregisseurs Fritz Marquardt“
Von Wolfgang Behrens: „Fritz Marquardt setzte mit seinen Heiner-Müller-Inszenierungen in Berlin Marksteine der Theatergeschichte. Jetzt ist der Schauspieler und Regisseur im Alter von 85 Jahren gestorben.“ Wolfgang Behrens hat zusammen mit Michael Laages das Buch „Fritz Marquardt. Wahrhaftigkeit und Zorn“ (Berlin 2008) herausgegeben. Geboren am 15. Juli 1928 in Groß Friedrich im Warthebruch nimmt Fritz Marquardt seinen Anfang aus dem Untergang. Als die Front sich 1945 für lange Wochen an der Oder festgefressen hat, liegt sein Dorf dreißig Kilometer hinter den Linien der Roten Armee. Auf den Verdacht als „Werwolf“ folgt die Deportation des 16-Jährigen nach Sibirien. Früher als andere kehrt er thyphuskrank zurück und trifft im Dezember 1945 seine Eltern in Seelow im Oderbruch, wo der Vater eine Neubauernstelle erhalten wird. Aus der Landarbeit befreit ein Weg zur „Arbeiter- und Bauernfakultät“ Potsdam, ein Studium der Philosophie und Ästhetik an der Humboldt-Universität. Sein weiterer Weg führte ihn an die Volksbühne von Benno Besson. Dort erlebte Fritz Marquardt in den 70er-Jahren seine größte Zeit: Die Uraufführungen von Müllers „Die Bauern“ und „Der Bau“, Molières „Menschenhasser“ wurden Marksteine der Theatergeschichte. Mitte der 80er-Jahre wechselte er ans Berliner Ensemble, dessen Leitung er nach der Wende gemeinsam mit Müller und Peter Zadek übernahm. Nach dem Rücktritt Wekwerths im Juli 1991 war Marquardt kurzzeitig Interimsintendant, dann ab August 1992 (eher unwillig) gemeinsam mit Matthias Langhoff, Peter Palitzsch, Peter Zadek und Heiner Müller (und aufgrund von Fluktuationen zeitweise auch Eva Mattes und Peter Sauerbaum) Mitglied des fünfköpfigen Direktoriums des BE. (aus Wikipedia: Fritz Marquardt)
Aus der Pressemitteilung des Regierenden Bürgermeisters:
Wowereit: „Das Berliner Theaterleben verdankt Fritz Marquardt wichtige Impulse. Volksbühne und Berliner Ensemble waren in der Biographie dieses Künstlers wichtige Wirkungsstätten, aber auch weit über unsere Stadt hinaus hat Marquardt Bühnenkunst mit seiner ganz persönlichen Handschrift geprägt. Er hat sich unter widrigen politischen Bedingungen für seine Überzeugungen eingesetzt und hat dafür Nachteile in Kauf genommen. Künstlerische Freiheit war für ihn von hohem Wert. Mit Marquardt ist eine bedeutende Figur des deutschen Theaters aus der Generation um Heiner Müller abgetreten. Unsere Gedanken sind in diesen Tagen bei seinen Weggefährten, Freunden und vor allem bei seinen Angehörigen.“