Bahnkatastrophen 1941/42 nahe Topper
Unter dieser Überschrift veröffentlichte Herr Gerhard Verworner im Heimatbrief 2/2009 einen Bericht über die große Eisenbahnkatastrophe bei Topper/Leichholz am 26. Dezember 1942. Laut Herrn Alfred Warmbold, der sich ebenfalls mit diesem Eisenbahnunglück befasst hat, war das Unglück am 27. Dezember 1941. Herr Warmbold stellte dem Heimatbrief einen aktuelleren Artikel der „Leichholzer Chronik“ zur Verfügung sowie einen Bericht von Herrn Stefan Buhr, Berlin, über weitere Erkenntnisse der Bahnkatastrophe. Für Interessierte und Computernutzer mit Internetanschluss, hier die Internet-Seite von Herrn Buhr: www.blocksignal.de
Die Eisenbahnkatastrophe beim Bahnhof Leichholz
Auch Weihnachten 1941 rollte auf der Strecke von Frankfurt/O. über Reppen – Bottschow – Pinnow – Sternberg – Leichholz – Topper – Wutschdorf – Schwiebus und Neu-Bentschen nach Posen der D 123 in Richtung Warschau. Er verließ Berlin ca. um 22 Uhr.
Der D-Zug überfuhr in den frühen Morgenstunden des 27. Dezembers 1941 zwischen Sternberg und Leichholz ein haltzeigendes Blocksignal und prallte mit hoher Geschwindigkeit um ca. 01:56 Uhr nahe Bärschlauch bei trübem Schneetreiben in einer leichten Rechtskurve auf den gerade wieder anfahrenden Güterzug Dg 7053 mit Kesselwagen, die mit Benzin und Dieselöl beladen waren. Der Güterzug hatte einen Schaden an den Bremsen gehabt (sogen. Zugtrennung, s. B1.149 e) und sollte nun vermutl. auf ein Ausweichgleis gefahren werden, um den nachfolgenden D-Zug vorbeizulassen.
Die Folgen dieses Zugunglücks waren verheerend. Die D-Zug-Lok prallte auf die letzten Wagen des Tankzuges, bäumte sich auf und legte sich quer über beide Schienenstränge. Der Gepäckwagen hinter der Lok löste sich vom Unterbau mit den Rädern und wurde auf der rechten Seite über den Bahndamm, eine Straße und deren Damm in den hartgefrorenen Boden eines Luchs katapultiert Die rechte vordere Ecke war ungefähr 2 m in den Boden eingedrungen. Die Bahnbeamten im Gepäckwagen wurden von den Gepäckstücken erschlagen, der Wagen brannte nicht aus.
Auf der Lok waren der Lokführer, sowie ein deutscher und ein polnischer Heizer; letzterer muss die Gefahr erkannt haben, denn er sprang ab, wurde aber doch von dem spritzenden und brennenden Treibstoff erreicht. Vergebens wälzte er sich im Schnee, um die Flammen zu ersticken. Der Lokführer und der deutsche Heizer verbrannten im Führerstand der Lokomotive.
Zwischen der Lok und den normalen Sitzwagen rollten ein Gepäck-, Post- und Schlafwagen. Am Ende waren die Wagen für die Wehrmachtangehörigen.
Die hinteren 3-4 Tankwagen waren so deformiert, ausgeglüht und flachgedrückt, dass sie einem Schrotthaufen ähnlich sahen. Die nächsten 3-4 Tankwagen waren nur ausgebrannt und ausgeglüht. Die Geleise gehen hier durch einen kleinen Hügel; bis dort hinein standen die ausgebrannten Kesselwagen.
Insgesamt waren 5 D-Zugwagen durch den umherspritzenden Treibstoff vollkommen ausgebrannt; sie lagen nach dem Aufprall teils quer wie Streichhölzer hingeworfen über beide Bahngeleise.
Da diese Katastrophe in den ersten Morgenstunden noch bei Nacht geschah, wurden fast alle Mitreisenden im Schlaf überrascht Die Toten, im Gespräch waren damals 26, wurden auf dem Friedhof von Koritten in einem Gemeinschaftsgrab beerdigt, da das Unglück in der Gemarkung Koritten geschah. Bei einem solchen Unglück und da die Wagen vollbesetzt waren, ist wohl ein großer Teil der Toten verschwiegen worden. Die genaue Zahl soll 284 betragen haben.
Die D-Zug-Lok wurde nach der Korittener Seite von den Geleisen gezogen, wo sie nach einigen Wochen zerlegt wurde.
Ein Bericht von Heinz Schulz aus der Leichholzer Kolonie OP-Nr. 68, damals 15 Jahre alt und Zeitzeuge des Unglücks, vor Ort am Vormittag des nächsten Tages. Hanau, im Juni 1994.
PS im Dez. 2009:
Die nicht verunglückten Teile der beiden Züge waren am nächsten Vormittag schon weggezogen, Leichen waren nicht mehr zu sehen. Zaungäste wie Heinz Schulz hatten freien Zugang, sodass er sich alles genau ansehen konnte.
An einem Wochenende danach war auch Elli Döbber (*1926) aus Neu-Kunersdorf mit einigen anderen Leuten am Unglücks-
ort und hat noch die Trümmer seitlich des Bahndammes liegen gesehen, hat auch ein schwarz verbranntes 5-Mark-Stück gefunden. Ihr jüngerer Bruder Willi war gleich am Unglücksort, aber er ist leider schonverstorben.
Sie sagt auch, dass das Haus am Bahndamm (unsere OP Nr. 114) durch die Gasexplosion oder durch den Brand nicht beschädigt wurde.
PS am 10.1.2014: Im Bericht v. Heinz Schulz wurde von mir das Datum und z.T. auch der Text korrigiert nach Kontakt mit Steffen Buhr (Berlin).
Alfred Warmbold
Auch ein Zug-Unglück
Herr Gerhard Redetzki aus der Kolonie OP-Nr. 75 berichtet von einem Unglück, das sich etwa 1938/39 ereignete und noch einigermaßen glimpflich ausging:
„Otto Zimmermann aus der Kunersdorfer Sorge, der wie ich auf dem Sägewerk von Lietzow u. Burkhardt (Sammtmühle) gearbeitet hat, fuhr mit Trecker und einem voll mit Langholz beladenen Anhänger vom Bahnhof Leichholz kommend in Richtung Sammtmühle gerade über einen der in der Nähe befindlichen Bahnübergänge der zweigleisigen Hauptstrecke Berlin-Warschau, als sein Trecker vom Typ Deutz-Bulldog mit Glühzündung plötzlich und unverhofft auf den Gleisen stehenblieb.
Als er sich nun helfen wollte, mit Hilfe des abnehmbaren Lenkrades den Motor wieder anzuwerfen, kam ein D-Zug von Osten angebraust und ließ ihm keine andere Chance, als schnell zur Seite zu springen und im Graben Deckung zu suchen.
Denn der D-Zug knallte mit voller Wucht auf das stehende Gespann, trennte den Anhänger vom Trecker, raste zwischen beiden hindurch und kam erst im Bahnhof Leichholz zum Stehen.
Otto Zimmermann kam mit dem Schrecken und einem Schock davon. Wie groß der sonstige Schaden war, ist nichtüberliefert.“