Katholisches Leben im Zielenziger Land vor 1945
Durch Stefan Wiernowolski/Zielenzig ist ein Bericht über den Pfarrsprengel Zielenzig-Drossen bekannt geworden. Dieser wurde von Kaplan Rudolf Meier/Zielenzig nach Akteneinsicht im Jahre 1940 angefertigt, umfasst 46 Seiten und ist mit Schreibmaschine geschrieben. Dem Bericht voraus geht eine Darstellung der Geschichte des Zielenziger Landes aus der Zeit vor dem 12. Jahrhundert, und ihm sind beigefügt zeitbezogene Fotos, Auszüge von Protokollen, Texte von Spendenaufrufen. Programme für Kirchweihen und andere informative Materialien aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und danach. Im 12. Jahrhundert gehört das Gebiet um Zielenzig kirchlich unter die Jurisdiktion des Bistums Lcbus, politisch gehört es unter die Herrschaft des Herzogtums Schlesien. Mitte des 13. Jahrhunderts ruft der polnische Graf Mroschko deutsche Siedler ins Land; im Jahre 1244 schenkt Graf Mroschko der Templerorden die Stadt Zielenzig und die dazu gehörigen Dörfer. Die Johanniter haben im 14. Jahrhundert von den Templern das Erbe übernommen, und die Brandenburger Markgrafen sind die Landesherren, Nach dem Tode von Joachim I. im Jahr 1536 übernimmt einer seiner Söhne, Johann (von Küstrin), die Herrschaft über das Gebiet östlich der Oder. Dieser führt die Reformation ein. Für die Katholiken wird es schwer, ihren Glauben zu leben. Es gab schließlich nur noch vereinzelt katholische Familien und Personen im Lande, das waren größtenteils Zuwanderer. – Di« Zeit ging hin. In der l. Hälfte des 19. Jahrhunderts z.B. hielt in Drossen ein katholischer Geistlicher aus dem Kloster Ncuzelle zweimal im Jahr einen Katholischen Gottesdienst in der Friedhofskapelle. Ab 1852 hält ein Kaplan, der aus Matschdorf kommt, alle vier Wochen eine Messe in Drossen. Schließlich wird in Drosscn eine katholische Privatschule (40 Schüler) mit amtlicher Genehmigung eröffnet, die aber aus verschiedenen Gründen 1874 – auch aus Mangel an Schülern (nur noch 12) und außerdem fehlt ein Lehrer – geschlossen wurde. 1855 wird eine Pfarrstelle in Drosscn eingerichtet für den Missionssprengel Drossen-Zielenzig-Reppcn und 1857 kann sogar eine neu gebaute Kirche in Drossen eingeweiht werden. 1874 wird der Pfarrsitz von Drossen nach Zielenzig verlegt. In Zielenzig fanden katholische Gottesdienste zunächst in der Wohnung eines Tischlermeisters in der Ostrower Straße statt, dann in der altlutherischen Kirche. Da das für die Dauer keine Lösung war, strebte man den Neubau einer Kirche an – später noch den eines Pfarrhauses angrenzend an die Kirche. Am 23. November 1862 konnte die Kirche zu Ehren des Hl. Heinrich geweiht werden. Gottesdienste fanden hier Jedoch weiterhin nur alle vier Wochen statt und zu den Hauptfesten am 2. Feiertag, da der Pfarrer noch in Drossen wohnte. Zeitweise war die Pfarrstelle auch nicht besetzt. Seit 1892 wohnte der kath. Pfarrer in Zielenzig in einer Mietwohnung gegenüber der Kirche. 1897 wird ein Pfarrhaus gebaut, die Finanzierung desselben war schwierig. 1928/29 wird der Bau noch erweitert. Im 20. Jahrhundert wächst die Bedeutung der Pfarrstelle in Zielenzig-Drossen. Von Zielenzig aus werden auch die kleinen katholischen Gemeinden in Sternberg, Lagow und Königswalde betreut. – In Sternberg werden 1913 im Gebäude Schwiebuser Straße 55 Räume angemietet und eingerichtet als gottesdienstlicher Raum und für Unterrichtszwecke. Durch Schenkung erhält die Gemeinde 1924 ein Grundstück, das mit einer Kirche bebaut werden kann. Diese wird gebaut und 1925 im September geweiht – In Königswalde wird seit 1920 im Rathaussitzungssaal in der Adventszeit und in der Passionszeit Messe gehalten. 1921 wird in dem Gut Hohentannen bei Königswalde eine Kapelle eingerichtet, und für die Amtshandlungen wird 1924 sogar ein Kaplan eingestellt. 1927 wird der Pfarrer von Zielenzig durch die Verwaltung des Erzbistums in Breslau ermuntert, in Königswalde ein Grundstück zu erwerben für den Neubau eines Gotteshauses. Da das Gut Hohentannen verkauft worden war samt Kapelle, wurde 1928 beschlossen, in Königswalde eine Fachwerkkirche bauen zu lassen. Gottesdienste wurden in der Zwischenzeit gehalten im Tanzsaal des Restaurants „Seeschloss“. Im August 1931 konnte dann die Herz-Jesu-Kapelle geweiht werden. – Auch in Lagow ergab sich wegen der zahlenmäßig zunehmenden Besucher, die als Erholungssuchende anreisten, die Notwendigkeit, ein Gotteshaus zu errichten. Die Wege zur Teilnahme an einem Gottesdienst waren zu weit. Zunächst finden katholische Gottesdienste in der Wohnung eines Bäckermeisters statt. Im September 1929 kann die Einweihung des neu erbauten Gotteshauses in der Nähe des Bahnhofs festlich begangen werden. Waren also bis zur Einführung der Reformation um 1540 auch im Zielenziger Land alle Bürger katholisch, so änderte sich das in folgenden Jahrhunderten. Etwa seit Mitte des 19. Jahrhunderts entstehen kleine katholische Gemeinden in den größeren Orten des Landes und besonders in Zielenzig durch Zuzug von Bürgern. (Zielenzig wuchs als Industriestadt.) – Es werden katholische Kirchen gebaut in Drossen, Zielenzig, Königswalde, Lagow und Sternberg. Diese Gemeinden werden von Zielenzig aus kirchlich betreut. Auffällig ist, dass die katholischen Pfarrer in der Missionspfarrei Zielenzig-Drossen sehr oft nur eine kurze Zeit amtierten und häufig die Stelle wechselten. Mit dem Jahr 1945 änderte sich die Situation für die katholische Kirche im Zielenziger Land und in den Gebieten, die östlich von Oder und Neiße zu Polen gekommen sind, grundsätzlich. Nun mussten die evangelischen Bürger als Minderheit nach Möglichkeiten suchen, wo sie zusammen kommen konnten, ihr Gemeindeleben zu organisieren.